Mario Botta eröffnet „Teatro dell’architettura“

Ein Ort zum Experimentieren

Der Star-Architekt Mario Botta will in seinem neu eröffneten „Teatro dell’architettura“ einen Raum für kulturelle Debatten schaffen. Es soll ein Dorn im Auge des akademischen Betriebs sein.

Tessin in der der italienischen Schweiz gilt als Heimat der zeitgenössischen Architektur. Dafür steht vor allem der Architekt Mario Botta. Kein Wunder, dass er dort eine Akademie für Architektur eröffnet hat.

Der 75-Jährige hat mehr als 800 Projekte hat auf der ganzen Welt geschaffen, oft mit roten Ziegeln und in runden, geometrischen Formen. Sein jüngster Bau ist das „Teatro dell‘architettura“ der Universität Lugano auf dem Campus der Architektur-Akademie. Ein Ort für kulturelle Debatten soll es sein, vor allem natürlich über Architektur.

Für Mario Botta mehr Hörsaal als Theater

Den Begriff „Teatro“ leitet Botta nicht vom Schauspiel-Theater, sondern vom anatomischen Hörsaal ab. Ähnlich der medizinischen Fakultäten schauen die Besucher von umlaufenden Galerien in die Hallenmitte:

In dem Sinne ist dieses „Teatro dell’architettura“ gedacht, nicht als zweidimensionale Fläche für Ausstellungen, sondern als ein Ort des Experimentierens, des Ausprobierens, der Versuche für die Studenten auch, und dass diese Arbeiten vielen Besuchern weitaus vermittelt werden können, in diesem Gebäude. – Mario Botta, Architekt

Mario Botta wünscht sich das „Teatro“ wie eine Trommel, die weit nach außen hallt. Denn gut ausgebildeter Nachwuchs liegt ihm am Herzen und hier soll er sich austoben können. Der Campus wächst: Botta gründete 1996 die Architekturakademie als Fakultät der Universität der italienischen Schweiz. Inzwischen zählt sie 800 Studierende aus 40 Ländern und mehr als 100 Professoren und Dozenten. Nun gibt es also die Zukunftswerkstatt für Ideen und Austausch, aber auch fächerübergreifend und interdisziplinär, eben ein „Seismograph, der die neuesten Tendenzen verzeichnet“.

Ein Dorn im Auge

Mario Botta sieht den Rundbau als „neues Element der Architekturakademie, als Dorn im Auge der Schule“. Er soll helfen den Blick zu weiten und zu verhindern, „dass die Akademie einschläft“, so der Architekt. Die erste große Ausstellung im „Teatro dell’architettura“ trägt den Titel „Louis Kahn e Venezia“ und ist dem bedeutenden amerikanischen Architekten gewidmet.

Joachim Dresdner hat den Architekten in seinem Großraumbüro im Tessin getroffen und mit ihm darüber gesprochen, was er mit Architektur vermitteln will.

Mir ist wichtig, dass man mit Architektur die Grundbedürfnisse des Menschen abdecken kann und dass man ihn dort abholen und ihm eigentlich einen Ort der Ruhe, einen Ort der Identität, einen Ort der Heimat geben kann.Mario Botta