Da wo einst Künstlerinnen und Künstler ein altes Kaufhaus besetzt haben, steht nun ein Luxusneubau. Nur der Name „Am Tacheles“ erinnert noch an die einstige Vergangenheit. Wie verhalten sich Gentrifizierung und Kunstszene zueinander? Außerdem beginnt in dieser Woche die Berlin Art Week, der Höhepunkt des Berliner Kunstjahres.
Am Beispiel des „Tacheles“ in Berlin zeigt sich, welche Wege die Gentrifizierung nehmen kann. Zwischen 1990 und 2012 wirkte in dem ehemaligen Kaufhaus in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte die Künstlerinitiative Tacheles. Es gab hier Ateliers, ein Kino, Ausstellungsflächen und Veranstaltungsorte, wie zum Beispiel das „Café Zapata“. Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr erinnert sich im Podcast daran, wie sie in den 1990er Jahren das Tacheles erlebt hat:
In seiner Geschichte ist das Gebäude in der Oranienburger Straße mehrmals verkauft worden. So etwa Ende der 1990er Jahre — für verhältnismäßig wenig Geld.
Einerseits verschwindet durch die Gentrifizierungen bezahlbarer Wohnraum und Kunsträume, auf der anderen Seite bringen diese Investitionen Geld in die Stadt, von dem dann wiederum der Kunstmarkt profitiert – ein zweischneidiges Schwert. Elf Jahre nach seiner Schließung und dem letzten Verkauf, beherbergt der Neubaukomplex „Am Tacheles“ nun auch wieder Kunst. Mit der FOTOGRAFISKA zieht nun ein Fotomuseum in Räume des Neubaus ein. Es ist eine weitere Zweigstelle eines schwedischen Unternehmens, das auch schon in Tallin, New York und Shanghai ausstellt. Zur Eröffnung zeigen sie Werke von der US-amerikanischen Multimediakünstlerin Diana Huxtable und von Candice Breitz. Die Künstlerin Candice Breitz aus Südafrika arbeitet ebenfalls mit dem Medium Video.
Pünktlich zum Berliner Kunstherbst eröffnet die Fotografiska ihre Türen. Sie ist dieses Jahr zum ersten Mal Teil der Berlin Art Week. Das Kunstfestival vereint Museen, Privatsammlungen, Galerien und Projekträume der Berliner Kunstszene und bündelt damit Aktivitäten und Institutionen. Auf diese Weise verschaffen sie sich und ihren Akteurinnen und Akteuren mehr Aufmerksamkeit. Dabei reicht das Angebot von Kunst der Moderne von Edvard Munch in der Berlinischen Galerie bis hin zu zeitgenössischen Bühnenstücken wie etwa „GORGON“ – einer Inszenierung der britischen Künstlerin Marianna Simnett, in Auftrag gegeben und präsentiert von der LAS Art Foundation im HAU Hebbel am Ufer (HAU2). Die Partner der Berlin Art Week kuratieren ihre Programme eigenständig, so Mona Stehle, aber sie versuchen in jedem Jahr dennoch herauszufiltern, was die Themen der Gegenwart sind.
Ein Beispiel dafür ist die daadgalerie, die mit dem Neuen Berliner Kunstverein e.V. und der Galerie im Körnerpark kooperiert. Das Brücke Museum und der Schinkel Pavillon zeigen gemeinsam eine Ausstellung über die Auswirkungen von Krieg und staatlicher Gewalt auf Kunstproduktion. Die Ausstellung „Image ecology“ von CO/Berlin hingegen beschäftigt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit.
In dieser Woche eröffnet die FOTOGRAFISKA im „Neuen Tacheles“. Wie hängen Gentrifizierung und Kunstszene zusammen? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna in dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin mit Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und ihrem Kollegen Boris Pofalla. Außerdem findet vom 13. bis zum 17. September 2023 die Berlin Art Week statt. Programmleiterin Mona Stehle erzählt, worauf sich Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr freuen können.