Monopol-Podcast | Sophia Süßmilch

Ist die Kunstfreiheit in Gefahr, Sophia Süßmilch?

In ihrer aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück beschäftigt sich die Künstlerin Sophia Süßmilch mit der Beziehung zwischen Mutter und Kind — und mit Kannibalismus. Die CDU Osnabrück hat zum Boykott aufgerufen. Ist die Kunstfreiheit in Gefahr?

Zwischen Liebe und Grausamkeit

Etwa in der Mitte des ehemaligen Kirchenschiffs hängt ein rosafarbenes Meerschweinchen aus Pappmaschee von der Decke. Darunter steht ein schwarzer Kasten, in dem lebende Meerschweinchen untergebracht sind. Sophia Süßmilch spielt in ihrer Ausstellung „Then I’ll huff and I’ll puff and I’ll blow your house in“ in der Kunsthalle Osnabrück mit den verschiedenen Bedeutungsebenen dieses Tieres. Während in Deutschland Meerschweinchen ein beliebtes Haustier sind, werden sie in anderen Teilen der Welt gezüchtet und gegessen.

Die Meerschweinchen finde ich ganz gut als Symbol für die Grausamkeit und Liebe des Menschen.

Sophia Süßmilch, Künstlerin

Foto: © Apollonia Theresa Bitzan

Kannibalismus als ultima ratio?

Ein weiteres großes Thema in der Ausstellung ist Kannibalismus. In sechs „kannibalistischen Chorälen“ singen Frauen davon, wie sie in einen Gebärstreik treten. Angesichts des drohenden Weltuntergangs singen sie davon, wie sie erst ihre Kinder und anschließend sich selbst verschlingen, um alle vor dem Unglück zu beschützen.

Es ist ein sehr grausames Märchen, wenn man so will, eine Rachegeschichte der Frauen.

Sophia Süßmilch

Kunstfreiheit in Gefahr?

Gerade der thematisierte Kannibalismus war es, der die CDU Osnabrück um Fraktionsvorsitzenden Marius Keite dazu brachte, gegen die Ausstellung und die Kunsthalle Osnabrück zum Boykott aufzurufen. Und das, obwohl er die Ausstellung zu dem Zeitpunkt offenbar nicht gesehen hatte. In der entsprechenden Pressemitteilung der Partei heißt es: „Es ist unverständlich, wie eine solche Ausstellung überhaupt genehmigt werden konnte.“  Ein grundsätzlicher Fall von Verwechslung, meint Elke Buhr im Podcast. Offensichtlich könne man bei der CDU in Osnabrück nicht zwischen Kunst und Nicht-Kunst, Fiktion und Realität unterscheiden, so die Kritik der Monopol-Chefredakteurin.

Wahnsinn, dass man denkt, wenn sich ein Kunstwerk mit Kannibalismus beschäftigt, dass dann daraufhin Kinder aufgegessen werden.

Elke Buhr, Chefredakteurin des Monopol-Magazins

Foto: Monopol-Magazin

Mit Blick auf die anstehenden Wahlen im September und den Umfragewerten der AfD drücken Elke Buhr und Sophia Süßmilch im Podcast jedoch große Sorge um die Kunstfreiheit in Deutschland aus.

In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und der Künstlerin Sophia Süßmilch über die Kunstfreiheit, nackte Körper und die Lust am Essen. Die Ausstellung „Then I’ll huff and I’ll puff and I’ll blow your house in“ von Sophia Süßmilch in der Kunsthalle Osnabrück läuft außerdem noch bis zum 20. Oktober 2024.