N99 | Antje Rávik Strubel über sexuelle Gewalt und Machtverhältnisse

„Der Text fing an zu knirschen“

Mit ihrem neuen Buch „Blaue Frau“ gewinnt Antje Rávik Strubel den Deutschen Buchpreis 2021. Eine Gelegenheit den Diskurs über sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen weiter anzukurbeln?

Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2021

Antje Rávik Strubel lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Potsdam. Der Name Rávik ist im übrigen eine Erfindung, ersetzt den Geburtsnamen Ravic und steht für eine Erweiterung der Identität im Prozess des Schreibens. Die Schriftstellerin studiert an der Universität Potsdam und der New York University Literaturwissenschenschaften, Amerikanistik und Philosophie, gründet das Europäische Festival „Interplay“ für Junge Dramatiker und organisiert die Europäische Schriftsteller*innen Konferenz in Berlin. Nach ersten Buchveröffentlichungen folgen Kolumnen für Die Zeit, Rezensionen für den Deutschlandfunk und Lehrstellen, u. a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, Übersetzungen aus dem Englischen und Schwedischen u. a. für Virginia Woolf. Ihr Werk wird mit vielen Preisen ausgezeichnet, der Roman „Kältere Schichten der Luft“ (S.Fischer, 2007) mit dem Rheingau-Literatur-Preis und dem Hermann-Hesse-Preis. 2019 erhält Antje Rávik Strubel den Preis der Literaturhäuser. Am 18. Oktober 2021 gewinnt sie mit ihrem Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis.

Ich bin dieser blauen Frau begegnet und fing an, mich mit ihr zu unterhalten. Im Kopf natürlich. Ich mochte diese Gespräche sehr. Sie helfen mir, die Geschichte von Adina zu erzählen.

Antje Rávik Strobel

Sexuelle Gewalt und Machtverhältnisse zwischen Ost und West

Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich schon als Kind in die Ferne. Bei einem Sprachkurs in Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Unsichtbar gemacht von einem sexuellen Übergriff, den keiner ernst nimmt, strandet Adina nach einer Irrfahrt in Helsinki. Im Hotel, in dem sie schwarzarbeitet, begegnet sie dem estnischen Professor Leonides, Abgeordneter der EU, der sich in sie verliebt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil. Von all dem scheint die blaue Frau, die Antje Rávik Strubel in einem Seglerhafen von Helsinki begegnet, einiges zu wissen. Oder nicht? „Menschen richten ihre Energie manchmal Ersehntes hin so aus, dass es in Erscheinung tritt“, sagt sie. Wenn die blaue Frau auftaucht, muss die Erzählung innehalten.S.Fischer

detektor.fm-Moderator Claudius Niessen spricht mit Antje Rávik Strubel über ihr Buch „Blaue Frau“ und den Kampf gegen die Normalisierung sexualisierter Gewalt.

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