N99 | Hendrik Otremba über „Kachelbads Erbe“

„In Ordnung, wenn’s irgendwann mal vorbei ist“

Menschliche Abgründe, Gefühle der Orientierungslosigkeit und Angst – das sind die Themen, mit denen sich Hendrik Otremba als Musiker und auch als Autor beschäftigt. In seinem neuen Buch „Kachelbads Erbe“ kreiert der Messer-Frontmann ein dystopisches Gedankenspiel über die Zukunft der menschlichen Zivilisiation.

Post-Punk und lyrische Düsternis

1984 wird Hendrik Otremba in Recklinghausen geobren. Als Sänger der Münsteraner Band Messer erspielt er sich einen Namen bei Post-Punk-Fans und Musikenthusiasten. Die Band veröffentlicht drei Alben, die vor allem von der Kritik gelobt werden. Neben der Musik ist Otremba auch als Maler und Autor aktiv. Außerdem ist er Dozent für Kreatives Schreiben in Münster.

„Kachelbads Erbe“ ist nach „Über uns der Schaum“ bereits sein zweiter Roman. Ähnlich wie in der Musik seiner Band entfaltet sich auch in Otrembas Romanen eine packende düster-beklemmende Atmosphäre. Menschliche Abgründe werden ausgelotet und Gefühle der Angst und Orientierungslosigkeit zu Kunst gemacht.

Ich glaube wirklich, ab dem Moment, wo man anfängt zu verstehen, wie man in einem kreativen Prozess arbeitet, wirds gefährlich. Ich glaube, man sollte immer versuchen, ein bisschen blind und taub da auch reinzugehen und nicht genau Bescheid zu wissen. Sonst wird’s, in meiner Wahrnehmung, ganz schnell langweilig und macht keinen Spaß mehr und das ist ja der wichtigste Motor. – Hendrik Otremba

„Kachelbads Erbe“ – worum geht’s?

Los Angeles, Mitte der 1980er-Jahre. Der deutsche Auswanderer H.G. Kachelbad friert für das kryonische Unternehmen Exit U.S. Menschen ein, die in ihrer Gegenwart nicht mehr leben können. Bald scharen sich ein abgehalftertes Schriftstellergenie, eine ukrainische Wissenschaftlerin, ein vietnamesischer Auftragskiller und andere skurrile Gestalten um Kachelbad. So unterschiedlich ihre Motivationen auch sind, alle „kalten Mieter“ hegen die Hoffnung, eines Tages wieder aufgetaut werden zu können.

Vom jüdischen Wien der Jahrhundertwende bis ins schwule New York der frühen 1980er-Jahre nimmt uns Hendrik Otrembas zweiter Roman mit auf eine Reise in die Vergangenheit, um über die Zukunft nachzudenken. Kachelbads Erbe ist ein mitreißendes Gedankenspiel, ein Experiment mit Erzählinstanzen, ein sorgenvoller Blick in die Zukunft der menschlichen Zivilisation – und reflektiert zugleich die Möglichkeiten der Literatur, ins Jenseits zu reichen. Vor allem aber erzählt der Roman eine große Liebesgeschichte. – Hoffmann und Campe

Mit Hendrik Otremba spricht mit detektor.fm-Moderator Christian Erll über sein neues Buch, seine Musik und das kreative Schreiben.


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