N99 | Khuê Phạm über viet-deutsche Identitäten

„Ich kannte die Geschichte meiner Familie nicht“

In Khuê Phạms erstem Roman wird eine junge Frau mit der Geschichte ihrer vietnamesischen Familie konfrontiert. Denn nachdem Kims Großmutter stirbt, kommt ein Familiengeheimnis zum Vorschein.

Zuhause in der Fremde

Khuê Phạms Eltern kommen vor der Geburt der Tochter nach Deutschland, sie wächst in Berlin auf. Nach dem Studium in London besucht sie die renommierte Henri-Nannen-Journalistenschule und arbeitet zunächst bei der ZEIT. Mittlerweile schreibt die Journalistin für das ZEIT Magazin. 2012 veröffentlicht Khuê Phạm zusammen mit Alice Bota und Özlem Topçu das Buch „Wir neuen Deutschen“. Darin beschäftigen sich die Autorinnen mit der Frage, warum man sich als Kind eingewanderter Eltern in Deutschland nach vielen Jahren noch fremd fühlt. Ihr erster Roman „Wo auch immer ihr seid“ erzählt nun die Geschichte einer jungen Frau, die sich mit Fragen um Identität und Herkunft auseinandersetzen muss.

Der Verlust der Sprache ist auch das Symbol für den Verlust der Identität. Wenn du eine Sprache nicht gut beherrschst, kannst du nicht zeigen, wer du bist.

Khuê Phạm

Einfach nur Kim

Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiều, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiềus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.btb

detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann hat mit Khuê Phạm über ihr Buch „Wo auch immer ihr seid“, kalifornische Mikrokosmen und Sprache als wichtigen Identifikationsfaktor gesprochen.