N99 | Meredith Haaf über Demokratie und Streitkultur

„Es gibt Streit, der mich auch ganz glücklich macht“

Wir verlernen zu streiten, sagt Meredith Haaf. Aber was ist denn Streit überhaupt? Antworten im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse.

Meredith Haaf, die Streitsuchende

Zuerst studiert Meredith Haaf Geschichte und Philosophie in München, ihrer Geburtsstadt. Auch heute lebt sie noch dort. Sie schreibt dort als Redakteurin für die Süddeutsche Zeitung. 

Außerdem knüpft Haaf mit ihren Büchern immer wieder an aktuelle Debatten an. Und legt ihren Finger in brennende gesellschaftliche Wunden. Mit ihrem Buch „Streit – Eine Aufforderung“ kritisiert sie den Verlust demokratischer Streitkultur.

Ich würde jetzt keinen Grünen-, SPD- oder Linkenpolitiker empfehlen, sich mit einem AfD-Politiker auf ein Podium zu setzen und anzufangen, über Migration zu reden. Denn das wird nur als Podium genutzt, um migrantenfeindliche und rassistische Thesen abzusondern. Da sind wir politisch und gesellschaftlich an einem Punkt, wo man auch mal etwas ächten kann. Meredith Haaf

„Streit – Eine Aufforderung“ – worum geht’s?

Streit ist interessant, Streit macht schlauer, Streit ist lebenswichtig – für eine Gesellschaft wie für den Einzelnen, beruflich und privat. Ein guter Streit zwingt uns zum Argumentieren und Nachdenken. In Zeiten von Flüchtlingskrise, AfD, Brexit und Trump bräuchten wir dringend eine optimale Streitfähigkeit. Doch stattdessen schreien wir lauthals aneinander vorbei, werten den anderen ab oder schweigen ihn nieder. Oder wir gehen auf Kuschelkurs und verteilen Herzchen, Likes und Smileys.
Meredith Haaf fordert eine bessere Streitkultur und fragt: Was passiert mit einer Demokratie, der das Streiten abhandengekommen ist? Warum trauen wir uns nicht mehr, eine Position zu vertreten? Wie geht gutes Streiten überhaupt und wie können wir es wieder lernen?dtv.

detektor.fm-Moderatoren Christian Bollert und Claudius Niessen haben mit Meredith Haaf auf der Buchmesse in Frankfurt nicht gestritten, sondern überlegt, wie ein Streit verlaufen müsste.

Redaktion: Thomas Oysmüller


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