N99 | Nora Bossong über die Widersprüche der UN

„Gut und Böse, und das dazwischen“

Mit „Schutzzone“ schafft Nora Bossong einen Roman, der gleichzeitig politisch und privat ist. Bei detektor.fm spricht sie über die Schwächen der UN.

Nora Bossong – Autorin an der Grenze

Sie ist zu gleichen Teilen Romanschriftstellerin und Lyrikerin. Nora Bossong wird 1982 in Bremen geboren. Sie ist Studentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Außerdem studiert sie Kulturwissenschaft, Komparatistik und Philosophie unter anderem in Berlin und Rom. Mit „Gegend“ legt sie 2006 ihr Debüt vor. Darauf folgen weitere Romane und unterschiedliche Lyrikarbeiten.

2017 veröffentlicht sie den Reportage-Band „Rotlicht“, in dem sie über die Situation von Sexarbeit reflektiert. Außerdem schreibt sie Kolumnen und Kommentare. Für die ZEIT war Nora Bossong beim Gedenktag des Genozids in Ruanda. Ihr Roman „Schutzzone“ schafft es 2019 auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.

Mira Weidner hat eine Fähigkeit: Leute zum Reden zu bringen. Sie schafft es, dass ihre Gesprächspartner genau aus diesem Korsett des diplomatischen Sprechens rauskommen und eigentlich das sprengen und ein bisschen weiter sprechen, als die diplomatische Sprache vorgibt. Aber es ist wie ein Schachspiel: Der König kann nur ein Feld vorrücken, den kann man nicht wie ein Springer springen lassen. – Nora Bossong

„Schutzzone“ – worum geht’s?

Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.  Suhrkamp

detektor.fm-Moderator Claudius Nießen hat mit Nora Bossong über ihren Roman „Schutzzone“ gesprochen.

Redaktion: Thilo Sauer


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