N99 | Philipp Ther über Autoritarismus weltweit

„Wenn Rechtspopulisten erst mal regieren: Gute Nacht“

Trump, Johnson, Orban – politischer Autoritarismus liegt in westlichen Demokratien scheinbar im Trend. In „Das andere Ende der Geschichte“ geht der Zeithistoriker Phillip Ther diesem Phänomen auf den Grund.

Philipp Ther, der Theoretiker

In Österreich geboren, in Bayern und Istanbul aufgewachsen: Philipp Thers Jugend ist von verschiedenen Einflüssen geprägt. Inzwischen ist er Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Nationalismus, Sozial- und Kulturgeschichte und den Transformationsprozessen in den osteuropäischen Staaten seit den 1980ern. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Buch „Die dunkle Seite der Nationalstaaten: Ethnische Säuberungen im modernen Europa“ von 2011.

2019 erhielt Ther den Wittgenstein-Preis der Republik Österreich. Es ist der am höchsten dotierte Wissenschaftspreis des Landes. Der Autor mischt sich mit seinen Büchern immer wieder in aktuelle Diskussionen ein. So beispielsweise in der in Österreich besonders hitzig geführten Migrationsdebatte der vergangenen Jahre. Ther argumentiert für eine Aufnahme von Geflüchteten, denn davon habe historisch nahezu jede Gesellschaft profitiert. Aktuell ist Philipp Ther Gastautor bei der Zeit. Dort schreibt er auch über den Trend zum Autoritarismus in den westlichen Demokratien.

Es kommt ganz wesentlich darauf an, wie sich der politische Mainstream, die Konservativen der rechtspopulistischen Herausforderung stellen: ob die mitmachen oder ob die sich distanzieren. – Philipp Ther, Professor für die Geschichte Ostmitteleuropas an der Uni Wien

„Das andere Ende der Geschichte“ – worum geht’s?

1989 erschien der Westen als der alleinige Sieger der Geschichte. Heute klingt der damalige Triumphalismus mehr als schal. Was ist schiefgelaufen? In einer Reihe thematisch verflochtener Essays sucht der vielfach ausgezeichnete Historiker Philipp Ther nach einer Antwort. Er befasst sich u. a. mit wirtschaftspolitischen Irrwegen seit der Wiedervereinigung (von der Treuhand bis zu Hartz IV), analysiert die Entwicklung der USA ab den Clinton-Jahren und fragt, warum Russland und die Türkei sich vom Westen abgewandt haben. Anknüpfend an Karl Polanyis bahnbrechendem Buch „The Great Transformation“ rekapituliert Ther die rasanten Veränderungen der letzten drei Jahrzehnte, die westlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs nicht minder dramatische Folgen hatten als östlich davon. Suhrkamp

Die detektor.fm-Moderatoren Philipp Weimar und Christian Erll haben mit Philipp Ther über den Trend zum Autoritarismus in westlichen Demokratien gesprochen.


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