Ronja von Rönne über produktiven Pessimismus

„Ich find‘ mich eigentlich relativ zahm“

Von den einen als „Stern am Himmel des deutschen Popliteratentums“ gefeiert, von anderen als Jammerlappen abgestempelt – die junge Bloggerin und Autorin Ronja von Rönne erhitzt die Gemüter. detektor.fm hat mit ihr gesprochen.

Ronja von Rönne – Stimme ihrer Generation?

Betont negativ, provokant und zwischendurch auch selbstironisch erklärt Ronja von Rönne den Lesern auf ihrem Blog und in Kolumnen die Probleme ihrer Generation. Die junge Journalistin, die durch einen kontroversen Antifeminismus-Artikel in der Welt bekannt wurde, schreibt mittlerweile auch Bücher. 2016 erschien ihr Debüt „Wir kommen“. Dieses Jahr hat sie mit „Heute ist leider schlecht: Beschwerden ans Leben“ ein weiteres Buch über ihre Generation nachgelegt. Den Ruf als „Stimme der Millenials“ lehnt sie allerdings ab.

Man bekommt ziemlich früh, wenn man irgendwie in die Öffentlichkeit geht, drei Etiketten angepappt. Bei mir war es ‚jung und schön und provokant‘, und dann verbringt man eine Karriere damit, die wieder abzufriemeln. Zumindest ‚jung und schön‘ werden sich irgendwann erledigen. – Ronja von Rönne

Produktiver Pessimismus

Depressionen und miese Stimmung gehören bei der erfolgreichen Autorin dazu – das merkt der Leser schon, wenn er sich durch ihren Blog klickt. Solche Launen kommen allerdings auch mit dem Schreiben selbst, denn das mache ihr an sich schon schlechte Laune, meint von Rönne.

Deshalb wird ihr auch immer wieder vorgeworfen, nicht verantwortungsvoll mit ernsten Themen umzugehen. Die Autorin hingegen sieht ihren oft witzigen und sarkastischen Tonfall eher als Hilfsmittel.

Ich finde, über lustige Dinge lustig zu schreiben, ist irgendwie Zeitverschwendung. Sondern ich benutze ja Humor, um Distanz zu bekommen […]. Deswegen finde ich es auch angemessen, dass man lustig über Depressionen oder so etwas schreibt. Weil für mich ist das ein Werkzeug, wie man die Souveränität zurückerlangt. – Ronja von Rönne

detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber hat Ronja von Rönne getroffen und mit ihr über Eigen- und Fremdwahrnehmung, Depressionen und Lieblingsautoren gesprochen.

Das große Missverständnis ist ja, dass man einen Grund zum Jammern oder für schlechte Laune braucht. Aber wenn man einen Grund hat, dann braucht man eigentlich gar nicht jammern, dann kann man ja den Grund wegmachen.Ronja von Rönne 

Redaktion: Julia Rosner