“Sie machen sich mitschuldig!”

Der Theologe Hans Küng gilt als der bekannteste Papst-Kritiker. Jetzt hat er einen offenen Brief an alle Bischöfe geschrieben, und findet starke Worte. Er könnte eine Welle auslösen.

Die katholische Kirche befindet sich zur Zeit in der möglicherweise schwersten Krise, die sie je hatte. Erst hatte Papst Benedikt im vergangenen Jahr Bischöfe der radikalen Pius-Bruderschaft, zu der auch Holocaust-Leugner Williamson gehört, in die Kirche aufgenommen. Und jetzt erschüttern die Vorwürfe und Enthüllungen um missbrauchte Jugendliche die Grundpfeiler der Kirche. Vom Papst hört man dazu wenig, und auch die Bischöfe äußern sich nur zaghaft.

Prof. Hans Küng 

Jetzt erschien ein offener Brief, der wie ein Schleußenöffner wirken könnte. Er klagt an. Er fordert Maßnahmen. Und er stammt vom Papst Benedikts bekanntestem Kritiker: Hans Küng. Küng kann sich solch öffentliche Kritik leisten: Er ist neben dem heutigen Papst, der einzige noch lebende Konzilstheologe – und nicht gerade bekannt dafür, Unangenehmes zu verschweigen: 1979 zweifelte er die Unfehlbarkeit des Papstes an, woraufhin im die kirchliche Lehrbefugnis entzogen wurde. Jetzt wendet er sich an die katholischen Bischöfe weltweit: unter der Überschrift „Ein historischer Vertrauensverlust“ zieht er nach 5 Jahren Papst Benedikt XVI. eine ernüchternde Bilanz, die nur ein Fazit zulasse: die Bischöfe müssten Veränderungen durchsetzen und womöglich gar auf ein Konzil drängen. Darüber sprechen wir mit Hans Küng im Interview:

Hans Küng redet Klartext: welche Kritikpunkte er nach fünf Jahren Papst Benedikt XVI. anbringt, welche Chancen der Papst in seinen Augen vertan hat, und was er als Konsequenz von den Bischöfen auf, haben wir hier für Sie zusammengefasst:

 

 


Anm. d. Red.: Wir haben uns bei mehreren Bistümern um eine Stellungnahme durch einen Bischof bemüht, bisher ohne Erfolg. Sollten wir dies nachholen können, informieren wir Sie hier.


Redaktion