Stadtgespräch | Die Görlitzer Litfaßsäulen

Adoptiert den analogen Stadtschmuck!

In Görlitz ist der Abriss alter Litfaßsäulen im Gespräch gewesen. Nun gibt es aber die Idee, Patenschaften für die Zylinder zu vergeben und sie so doch noch zu erhalten. Warum macht man das?

Ewiges Medium?

Mehr als 150 Jahre sind die sogenannten Litfaßsäulen alt. Davor haben Zettel und Plakate noch überall an den Wänden der Stadt geklebt. Der Erfinder der Säulen, Ernst Litfaß, hat die Unordnung beendet und prompt Annocir-Säulen aufstellen lassen. Die ersten standen im Jahr 1855 in Berlin. Schnell haben sich die Bürger ihrer angenommen. Die Litfaßsäule war Treffpunkt und Ort zum Informieren zugleich.

Heute stehen die Litfaßsäulen nach wie vor. Sie haben sogar die Digitalisierung überlebt und das als durch und durch analoges Medium. Trotzdem ist ihre Bedeutung stark zurückgegangen. Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Großformate, um auf sich aufmerksam zu machen. Und Zeitungen hat man sowieso schon lange an keiner Säule mehr gesehen. Kein Wunder also, dass die Städte mit dem Gedanken spielen, die Litfaßsäulen einfach wieder abzubauen.

Es gibt schlicht und ergreifend keine Nachfrage. Da muss man diejenigen fragen, die sich entschieden haben, die Litfaßsäule nicht mehr in ihrem Werbeportfolio zu führen. Es sind die vielen kleinen Einzelentscheidungen, die letztendlich zu diesem Resultat führen. – Michael Wieler, Baubürgermeister der Stadt Görlitz

Görlitzer Litfaßsäulen bekommen Paten

Auch Görlitz hat überlegt, die Litfaßsäulen in Zukunft abzureißen. Das kann aber nicht die einzige Lösung sein, dachten sich viele Bürger. Mit einer Petition haben sie sich für den Erhalt der Kulturdenkmäler ausgesprochen. Nun hat die Stadt eine gute Idee. Sie gibt ungenutzte Litfaßsäulen zur „Adoption“ frei. Kulturorganisationen und sonstige Interessierte können also einen Antrag stellen und Pate werden.

detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang hat mit Michael Wieler gesprochen. Er ist der Bürgermeister für Kultur, Bau und Stadtentwicklung in Görlitz und erzählt uns, wie es derzeit um die Litfaßsäulen in der Stadt steht.

Nach den öffentlichen Diskussionen um den angeblich beabsichtigten Abriss hat es doch viele Sympathiebekunden für die Litfaßsäule gegeben. Es haben sich einige Interessenten gefunden, mit einigen Überlegungen, wie sie die Litfaßsäulen aus eigenem Interesse nutzen wollen. Und nun werden wir sehen, wie die Säulen wieder stärker genutzt werden können und wie sie vielleicht sogar wieder ihren gesellschaftlichen Stellenwert zurückgewinnen.Dr. Michael Wieler 

Redaktion: Alexandra Boger