Stadtgespräch | Kunstprojekt „Actopolis“ in Oberhausen

„Jede Stadt muss ein Monster haben“

Städtische Infrastruktur liegt in den Händen von Planern, Architekten und Investoren – normalerweise. In Oberhausen probieren nun Künstler aus, wie es wäre, die Stadt neu zu erfinden. Und sie kommen dabei auf außergewöhnliche Ideen.

Wohnungsleerstand, Arbeitslosigkeit, Tristesse. So zumindest ist das Bild, das viele Menschen von Oberhausen haben. Keine Überraschung also, dass die Stadt im Westen des Ruhrgebiets beim Deutschen Städteranking regelmäßig auf den hinteren Plätzen landet.

Ideen für die urbane Infrastruktur der Zukunft

Wie soll das Leben in solchen Städten künftig aussehen? Mit genau dieser Frage haben sich Künstler im Rahmen des internationalen Projektes „Actopolis – Wir bauen eine neue Stadt“ beschäftigt.

Initiiert von Urbane Künste Ruhr und dem Goethe-Institut, probieren Kreative seit etwa einem Jahr aus, welche Alternativen für städtisches Leben möglich sind. Sechs europäische Städte sind bereits Testfeld für diese Projekte gewesen, darunter Sarajevo, Athen und Bukarest.

Monster und Kaugummis in Oberhausen

Nun kehrt das Projekt an seinen Ursprungsort Oberhausen zurück. Die künstlerischen Aktionen haben dabei allerdings recht wenig mit herkömmlichen Ansätzen der Städteplanung zu tun. Wo einst Platz für Shopping eingeplant worden ist, gibt es aktuell zum Beispiel eine Schrebergartenkolonie. Hier sollen die Oberhausener Platz für gemeinschaftliches Grillen oder einen Drink in entspannter Atmosphäre finden.

Auf „Monstersafaris“ entdecken Bewohner und Besucher, welches mythische Ungeheuer sich in ihrer Stadt herumtreibt. Als Alternative zum fehlenden Oberhausener Stadtmuseum gibt es in diesen Tagen eine Ausstellung mit archäologischen Fundstücken der Jetztzeit: Kaugummis, die die Künstler eigenhändig von den Straßen der Stadt entfernt haben.

Ich sehe mich nicht im Wettstreit mit der Städteplanung. – „geheimagent“, Kurator von „Actopolis“ in Oberhausen

Sich von den konventionellen Ideen der Stadtplanung freizumachen, das ist einer der Grundgedanken des Projekts. Dabei gehe es den Künstlern nicht unbedingt darum, langfristige Infrastruktur-Konzepte vorzulegen, sondern eher um den „Reiz des Temporären, um den Wert des Moments“.

Wie genau man sich die Umsetzung des Projekts vorstellen kann und warum jede Stadt ein Monster braucht – darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit einem (anonymen) Mitglied der „geheimagentur“ gesprochen. Das Künstlerkollektiv betätigt sich als Kurator in Oberhausen.

Redaktion: Friederike Rohmann

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