Urban Art Festival | IBUg 2015

„Street Art ist lebendiger denn je“

Die Stadt als Leinwand. Das ist das Konzept von Urban Art. Bei der IBUg verwandeln Künstler aus aller Welt ein ehemaliges Fabrikgelände in ein Kunstwerk. Ein Gespräch mit dem Gründer und Graffitikünstler Tasso.

Wer in der Stadt wohnt, braucht sich oft nicht lange umzusehen, bis er sie erblickt: brachliegende Industriegebäude. Groß, in die Jahre gekommen und vom Leerstand gezeichnet, tragen sie auf den ersten Blick nicht unbedingt zur Verschönerung der urbanen Kulisse bei. Das Festival „Industrie-Brachen-Umgestaltung“ (IBUg) will das ändern. Seit mittlerweile zehn Jahren verwandelt die IBUg marode Produktionsräume in Urban Art. Die Künstler kommen aus aller Welt. Sie treffen sich im freien Raum, losgelöst von Galerien.

Kunst im öffentlichen Raum

Urban Art versteht die städtische Infrastruktur nicht nur als Kulisse, sondern als Teil des Kunstwerks. Alte Balken werden zu Pferden, Fenster zu Bilderrahmen, Steckdosen zu Gesichtern. Urbane Kunstformen wie Graffiti blicken dabei auf einige Jahrzehnte des Schaffens zurück. Auch wenn die Graffiti-Künstler der ersten Stunde, die 40 Jahre oft schon hinter sich gelassen haben, ist gerade die Streetart-Szene vitaler denn je. Immer mehr Festivals für urbane Kunst sprießen aus dem Boden.

Über die Bedeutung von Urban Art in Deutschland und was eigentlich eine Industrie-Brachen-Umgestaltung ist, hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit dem renommierten Graffiti-Künstler und IBUg-Gründer Tasso gesprochen.

Die Graffiti-Szene ist sehr lebendig und entwickelt sich ständig weiter. Deshalb gibt es Graffiti und Streetart heutzutage immer noch und ist aktueller denn je.Jens "Tasso" Müller 

Zwischen Kunst und Vandalismus

Im engen sozialen und infrastrukturellen Raum der Stadt bleibt es natürlich nicht aus, dass sich die Interessen von Künstlern, Kommune und Hauseigentümern in die Quere kommen. Konflikte sind da vorprogrammiert. Städte wie Berlin klagen über die Zunahme der ungewollten Graffiti und die entstehenden Reinigungskosten. Gleichzeitig kritisieren Urban-Art-Künstler mangelnde Kreativflächen. Dabei wird auch von Sprayern selbst nicht jede Form der künstlerischen Selbstverwirklichung begrüßt.

Ob in der U-Bahn, an Stromkästen oder der eigenen Hauswand: Urbane Kunst stößt nicht nur auf Gegenliebe. René Kästner ist selbst Sprayer und erkundet als Filmemacher die Streetart-Szene, unter anderem für den Sender Arte. Mit Kästner hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf über das Spannungsfeld zwischen Kunst und Schmiererei und den häufigen Vorwurf des Vandalismus gesprochen.

Wenn jemand in einer Siedlung, wo kein Zug vorbei fährt, wo kein großes Gedränge ist, an ein Einfamilienhaus sprüht – dafür habe ich kein Verständnis.René Kästner 

Redaktion: Till Günther