Warum weiter Nervosität Wulffs Amtszeit bestimmen wird – und er nichts dagegen tun kann

Wulff wird nicht zur Ruhe kommen – sagen Martin Sonneborn, Hajo Schumacher, Dieter Wonka und sein Biograph. Zu viele Fehler, zu heikle Gerüchte. Über einen getriebenen Präsidenten, eine lauernde Presse, eine erbarmungslose Öffentlichkeit und eine Kanzlerin, die nur Zuschauerin ist.

Zunächst waren es Wohltaten, die er sich durch reiche Freunde beschafft hat, ein günstiger Kredit und Urlaube, dann der Versuch die Sache zu vertuschen und schließlich Anrufe in Zeitungsredaktionen, um unangenehme Berichterstattung zurückzuhalten. Es scheint, als habe das Interview bei ARD und ZDF am Mittwochabend Wulff weniger genutzt als noch weiter geschadet. Wir sprechen mit vier Beobachtern über die «Causa Wulff» und stellen die Interview hier in ausführlichen Fassungen zum Anhören bereit.

Der Publizist: Hajo Schumacher zur Causa Wulff

 

Hat er sich diese Selbstmontage möglicherweise selbst zuzuschreiben? Wie sollen wir umgehen mit der „Causa Wulff“?

Was geht auf die Kappe der Medien, und was hat Wulff allein zu verantworten?

Und was hat Wulff vielleicht in all den Tagen nicht falsch, sondern richtig gemacht?

Wir fragen den Publizisten und Herausgeber des Medienmagazins „ViSdP“, Hajo Schumacher.

Es hat ihn niemand gezwungen. Und das ist das, was mich so stutzig macht: diese Blödheit. (…) Warum reitet der sich jedes Mal mit einer neuen Eselei irgendwo rein?

Der Haupstadt-Korrespondent: Dieter Wonka zur Causa Wulff

Dieter Wonka 

Seit Jahren im Berliner Polit-Betrieb zu Hause übt er deutliche Kritik an Wulff: der Berlin-Korrespondent der Leipziger Volkszeitung, Dieter Wonka.

Er meint, die Krise ist für Wulff trotz Fernsehinterview und Veröffentlichung einer zusammenfassenden Stellungnahme durch Wulffs Anwälte noch nicht ausgestanden.

Ob Christian Wulff, der durch sein Verhalten seine Glaubwürdigkeit verspielt hat, überhaupt für das integre Amt des Bundespräsidenten geeignet war und was möglicherweise noch an Enthüllungen bevorsteht, das fragen wir Dieter Wonka.

Die journalistische Klasse in Deutschland hat schon längst Schluss gemacht mit der Fortsetzung der Karriere von Christian Wulff. (…) Was man hört gibt es in allen Redaktionsstuben fertige Geschichten, die im Fall des Sturzes von Wulff auf den Markt kommen – und ich stell´ mir das einfach furchtbar vor, dass man als Bundespräsident mit der Gefahr leben muss, dass absonderliche, abscheuliche Geschichten, auch über Privatestes, an die Öffentlichkeit gelangen.

Der Biograph: Armin Fuhrer zur Causa Wulff

Armin Fuhrer 

Ein Mann, der sich seit langen Jahren mit Christian Wulff und seiner Laufbahn als Mensch und Politiker beschäftigt, ist Armin Fuhrer.

Im Jahr 2006 hat er die Biographie „Der Marathonmann“ veröffentlicht.

Ob diese Bezeichung noch zutrifft, aus welchem Milieu Wulff als Politiker stammt und wie selbstkritisch der Mensch Christian Wulff ist, fragen wir ihn im Interview.

Da scheint es, als wenn er in der jüngeren Zeit mit diesem hohen Gut der Glaubwürdigkeit doch sehr leichtfertig umgegangen ist, um es mal vorsichtig zu formulieren. Da sehe ich schon  eine große Wandlung bei ihm.

Der Herausforderer: Martin Sonneborn

Martin Sonneborn 

Viele kennen Ihn als ehemaligen Chefredakteur der Titanic, außerdem betreut die Satirerubrik SPAM auf Spiegel-Online.

Martin Sonneborn, einer der bekanntesten Satiriker des Landes – mit politischen Ambitionen, denn er ist für Die Partei der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten.

Wie Martin Sonneborn das gestrige Interview einschätzt und ob er ein besserer, zumindest aber funktional tauglicherer Bundespräsident wäre, darüber sprechen wir mit ihm im Interview.

Ich bin einfach die praktikable Zweitbesetzung. Ich bin ein extrem blasser Typ aus Osnabrück.