Was wichtig wird | Soko Chemnitz als Falle

„Extrem provokant“

Die als Online-Pranger kritisierte „Soko Chemnitz“ ist laut dem Zentrum für politische Schönheit nur eine Falle gewesen, „ein Honeypot“. Wie das Künstlerkollektiv mit öffentlicher Empörung spielt, erklärt Elke Buhr vom Monopol Magazin.

Soko Chemnitz – Kein Online-Pranger?

Darf man Nazis denunzieren? Das haben in dieser Woche viele Medien gefragt, nachdem das Künstlerkollektiv „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZfS) mit dem Internet-Pranger Soko Chemnitz online ging. Denunzianten sollten Geld erhalten, wenn sie Teilnehmer rechter Demos identifizieren. Die Webseite von Soko Chemnitz zeigte Fotos, die angeblich von rechten Aufmärschen stammten.

Auch die sächsische Polizei hat sich damit beschäftigte. Ein Büro der Künstler in Chemnitz ist durchsucht und geräumt worden. Mittlerweile sind die Fotos wieder offline. Aber das liegt nicht daran, dass es Strafanzeigen gab. Sondern daran, dass die Aktion gar nicht als Online-Pranger gemeint war, erklären die Künstler.

Prinzip „Honeypot“

Stattdessen soll die Aktion eine Falle gewesen sein, um Rechte auf die Seite zu locken, sagt das Zentrum für Politische Schönheit. Auf ihrer Seite erklären die Künstler, wie sie vorgegangen sind. Eigentlicher Kern soll die Suchfunktion gewesen sein. Denn dort haben sich in den letzten Tagen nach Angaben des Zentrums für politische Schönheit viele Rechte selbst gesucht. Dadurch hätten sie sich selbst verraten und indirekt Informationen über rechte Netzwerke preisgegeben.

Auch Elke Buhr vom Monopol Magazin hat schon zu Beginn der Aktion den Verdacht gehabt, dass die Aufforderung zur Denunziation eine Nebelkerze sein könnte.

Dass es nicht der Online-Pranger ist, als den sie es verkauft haben, das haben wir schon vermutet. – Elke Buhr, Chefredakteurin des Monopol Magazins

Kontroverse Aktionskunst

Für die Aktion hat das Künstlerkollektiv viel Kritik bekommen. Der Deutsche Kulturrat nennt Soko Chemnitz eine „problematische Kunstaktion“. Elke Buhr hält aber gerade das für einen Pluspunkt. Weil die Aktion aus ihrer Sicht so provokant ist und eben ausschließlich die Rechtsextremen provoziert.

Man denkt immer: Jaja, man kennt das Zentrum für Politische Schönheit und dann ist es trotzdem immer wieder was, was richtig zündet und knallt. – Elke Buhr, Chefredakteurin des Monopol Magazins

Warum funktionieren die Aktionen des Zentrums für politische Schönheit so gut? Diese Frage klärt detektor.fm-Moderator Christian Erll im Gespräch mit Elke Buhr vom Monopol Magazin.


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Redaktion