WDR Kunstsammlung: Bazon Brock kritisiert Verkaufspläne scharf

„Ich habe noch nie etwas so Empörendes gehört!“

WDR-Intendant Tom Buhrow lässt die Kunstsammlung des Senders in London durch Sotheby’s versteigern. Der Sender kämpft seit Jahren mit Lücken im Etat. Die Kunstsammlung soll nun beim Stopfen helfen. Bazon Brock, Ästhetik-Professor und Kunsttheoretiker, findet hierfür klare Worte: „Widerwärtig – von jetzt ab ist Kampf angesagt!“

Versteckte Schätze in der WDR Kunstsammlung?

Sie schlummern in Archiven oder verstauben in Bürogängen: die Kunstsammlungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Und sie wecken Begehrlichkeiten – man könnte sie zu Geld machen. Auch in Köln, gehören doch auch Werke von Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde zur Sammlung des Westdeutschen Rundfunks.

Was in den 50er Jahren noch als nobler Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter galt, gilt so Manchem dort heute als teurer Luxus. Denn Archivierung und Restaurierung der Kunstwerke beansprucht einen großen Verwaltungsaufwand – und das kostet Geld.

Es gibt ja Gründe, warum diese Dinge angeschafft worden sind. Und sie sind nicht gekauft worden, damit eine öffentlich-rechtliche Anstalt am Kunstmarkt spekuliert. – Bazon Brock

Verkauf der Sammlung bis 2020 geplant

Für den Rundfunkrat des WDR sind diese Kosten einerseits und die Lücken im Sender-Etat andererseits nun zu groß geworden. Die Sammlung, bestehend aus rund 600 Exponaten, soll bis 2020 über das Auktionshaus Sotheby’s in London versteigert werden.

In der ersten Auktionsrunde am 21. Juni 2016 brachte ein Bild von Max Beckmann 1 Million Euro, eines von Ernst Ludwig Kirchner sogar 1,1 Millionen.

Der WDR ist die erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die aufgrund wirtschaftlicher Defizite einen Verkauf der hauseigenen Kunstsammlung ankündigt. Doch das Vorhaben von WDR-Intendant Tom Buhrow trifft bei Weitem nicht überall auf Gegenliebe.

„Von jetzt ab ist Kampf angesagt!“

Manche argumentieren vom Markt her: bei einer Versteigerung in London entgingen dem Staat Steuereinnahmen, außerdem würde solch ein Schritt den Kunsthandel beschädigen. Letztlich wäre der wirtschaftliche Ertrag durch den Verkauf, gemessen an den Defiziten des Senders, minimal.

Doch aus der Kunstwelt selbst kommen schärfere Töne – auch von einer der profiliertesten (und lautesten) Stimmen des deutschen Kunstbetriebs:

Sender, die solche Mätzchen machen, sind nicht mehr ernst zu nehmen! – Bazon Brock

Warum ihn die Pläne im WDR derart in Rage bringen, hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm den Künstler, Kunsttheoretiker und Ästhetik-Professor Bazon Brock gefragt.

Das, was dieser Sender jahrzehntelang als niederträchtige Perversion der Kunst gegeißelt hat, […] das betreibt er jetzt selber. […] Diese Luder! Widerwärtig!Bazon BrockFoto: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/ 

Redaktion: Hannah Ziegler & Marcus Engert

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