Adventskalender Türchen 12: Erland And The Carnival

„Freaky Folk“ – mit diesem Label kam David Nock, Schlagzeuger von Erland & The Carnival kurzerhand der Musikpresse bei ihren Einordnungsversuchen der Band zuvor. Vermutlich wären diese Versuche ohnehin gescheitert, denn die ganz spezielle Mischung von Varietéklängen, psychedelic Rock und Folk-Elementen, die das Trio auf seine Platten bannt, lässt sich in der Tat schwer in einer griffigen Formulierung zusammenfassen.

Obwohl der Bandname Erland & The Carnival eine Konstellation vermuten lässt, in der es einen Mastermind gibt und der Rest im Hintergrund werkelt, herrscht in diesem Fall absolute Gleichberechtigung, auch beim Songschreiben. Sänger Erland Cooper und das musikalische Multi-Talent Simon Tong bringen gleichermaßen viele Ideen ein und auch Drummer David hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Bei drei gleichermaßen willensstarken Musikern als Kern der Band kann es da schon einige hitzige Debatten kosten, bevor ein Song seine endgültige Form bekommt.

Wenn zwei von uns versuchen, gegensätzliche Standpunkte darzulegen, dann kommt immer dieser Moment, wo beide die dritte Person anschauen und abschätzen, auf welche Seite die sich wohl stellen wird. Aber so läuft das vermutlich mit der Gruppendynamik – es macht aber auch Spaß.

Die meisten Mitglieder von Erland & The Carnival kamen eigentlich aus anderen Bandprojekten, Simon zum Beispiel hat zuletzt für The Good, the Bad & the Queen gespielt, eine von Damon Albarns vielen Neben-Baustellen. Und auch jetzt sind die meisten von ihnen immer noch und immer wieder nebenbei mit diversen Kollaborationen beschäftigt. Erland Cooper sagt, dass diese Art von „offener Beziehung“ den kreativen Prozess innerhalb der Band durchaus beleben kann, statt nur abzulenken.

Man vertieft sich schon voll auf eine Sache, aber trotzdem gibt es dir auch den entsprechenden Abstand, um auf das nächste Projekt zu schauen. Man kann einfach einen Schritt davon zurücktreten und überlegen, was gut lief oder eben eine andere Richtung wählen.

Gemeinsam sind Simon, David und Erland wahre Schnellschreiber, wie sie selbst sagen. Sie hätten permanent neue Ideen, die sie immer auch sofort umsetzen wollen. Aber genau das sei auch eine Arbeitsweise, die gut ins Internetzeitalter passt, wo Musikfans eine unerschöpfliche und sich ständig erneuernde Quelle für neues ipod-Futter finden. Das Gute daran sei, dass die Lust auf Musik dadurch kein bisschen abnimmt – im Gegenteil.

Eigentlich hat sich doch nichts verändert. Die Leute konsumieren die Musik einfach nur viel schneller und springen von einer Band zur nächsten. youtube ist da ein tolles Beispiel, du liest irgendwo einen Kommentar, “Schau dir das an, das habe ich ursprünglich über Vampire Weekend gefunden!“ und dann klickt man weiter und landet bei irgendwas völlig anderem – einem Song, den man sonst vielleicht nie von selbst gefunden hätte.

Zum akustischen Adventskalender steuern Erland & The Carnival einen Song von ihrem aktuellen Album Nightingale bei: Was You Ever See.

Erland And The Carnival – Was You Ever See (detektor.fm Akustik-Session)

Redaktion