Adventskalender Türchen 19: Eskimo Joe

Perth in Australien ist die abgeschiedenste Stadt der Erde. Die nächste größere Stadt ist das 2800 Kilometer enfernte Adelaide. So romantisch die Vorstellung auch ist, für die lokale Band-Szene ist das ein hartes Los. Denn über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu werden – das schaffen nur wenige.

Dabei ist die musikalische Vielfalt und das kulturelle Angebot in der westaustralischen Metroploe groß. Jedes Wochenende spielen unzählige Lokalbands in den Clubs der Stadt, allesamt auf höchstem Niveau – ein Paradies für jeden Konzertgänger. Nur bekommt der Rest der Welt selten etwas davon mit. Eskimoe Joe sind eine der wenigen Ausnahmen. Sänger Kavyen Temperley erinnert sich an die ersten Tage:

Als wir angefangen haben, hätten wir nie gedacht, dass unsere Songs irgendwann mal im Radio laufen oder dass wir mal eine Tour im Osten Australiens machen würden. Als es dann mit dem Internet losging und mit dem großartigen Radio-Sender TripleJ hat es doch geklappt. Ich denke, Perth hat diese Mentalität – wenn Du was schaffen willst, musst Du’s selber machen und dann hast du da eine treue Fangemeinde, die dich begleitet und hofft, dass Du groß rauskommst. Und manchmal passiert’s dann.

Was dann folgt, ist erst mal der Australien-Hype. Die Bands räumen die inländischen Musikpreise ab, sind omnipräsente Gäste der Hochsommer-Festival-Saison (Big Day Out) im Januar und wenn’s dann zündelt und der Produktmanager des Labels an den richtigen Schräubchen dreht, gibt es die erste Tour „overseas“ – der Sprung über den großen Teich.

Als Band aus Australien war es schon immer schwer, weil wir einfach physikalisch so weit weg von allen anderen sind. Dank des Internets scheint es jedoch einfacher zu werden. Die Leute können Bands aus allen Ländern entdecken, auf die Myspace-Seite gehen und sich einen Song anhören. Das ist aber erst seit ein paar Jahren so. Ich glaube aus Australien rauszukommen war noch nie einfach.

Eskimo Joe waren schon mehrmals in Europa unterwegs. Zwar gibt es noch einen merkbaren Unterschied in der Größe der bespielten Clubs, doch auch in den hiesigen Breitengraden erfreut sich das Trio wachsender Beliebtheit. Inshalla ist bereits Album Nummer vier in der Bandgeschichte und markiert einen entscheidenden Wendepunkt, zumindest für Gitarrist Stuart MacLeod und Frontmann Kavyen Temperley.

Stuart und ich sind Väter geworden – ein völlig neues Kapitel für unser beider Leben. Viele Songs auf Inshalla handeln von dieser Erfahrung. Oft kamen wir in den Proberaum und waren total erschöpft, weil wir nicht schlafen konnten und Joel sagte immer: Hey, lass uns das so und so spielen! Und wir so: Cool, ist mir egal.

Nach einer langen Tour verweilen die Aussies jetzt wieder in ihrer sonnenverwöhnten Heimat und freuen sich auf Weihnachten.

In Australien isst man zu Weihnachten Meeresfrüchte und geht schwimmen, bei 40 Grad. Wir lieben das. Und nun, da Stuart und ich Kinder haben, bekommt Weihnachten eine ganz neue Bedeutung. Man muss den Kindern Lego und Transformers schenken. Das ist eine gute Ausrede um selbst damit zu spielen.

Für den akustischen Adventskalender haben Eskimo Joe „Black Fingernails, Red Wine“ vom gleichnamigen 2006 erschienenen Album eingespielt.

Eskimo Joe – Black Fingernails, Red Wine (detektor.fm Akustik-Session)

Redaktion