Adventskalender Türchen 24: Port O Brien

„I woke up today in a very simple way“ – Es ist noch da, das Klingeln im Ohr, das immer dann entsteht, wenn die ganze Indie-Disco mal wieder lauthals in den Port O’Brien-Choral einstimmt. Mit diesem einen Song hat sich die Band aus San Francisco ihren Stammplatz in der Plattenkiste mancher DJs erspielt. Dieser Tage erschien nun Album Nummer zwei – ein bewußter Verzicht auf Mitgröl-Faktor? Folk für den Hausgebrauch?

Fakt ist, dass Threadbare um einiges ruhiger ist als sein Vorgänger, doch wirklich gravierend ist der Unterscheid eigentlich nicht. Denn jeder, der All We Could Do Was Sing jenseits von Titelnummer 1 erforscht hat, weiß: Diese Band hatte schon von Beginn an einen Hang zum tragenden Folksong, zur Romantisierung des alten Fischer-Mythos – der einsame Mann und das Meer. Songschreiber Van Pierszalowski muss es wissen: Er verbringt jeden Sommer in den Fischereigewässern von Alaska, um mit seinem Vater auf Lachsfang zu gehen. Ein Knochenjob – Übermüdung und Abnutzungserscheinungen garantiert. Man muss sich Pierszalowski als Meer-Menschen vorstellen. Ohne geht’s nicht mehr.

Ich muss am Meer sein. Immer.

Die Liebe zum Meer ist es auch, die sich wie eine Forelle durch die salzwasser-getränkten Songs schlängelt, grazil und zielbewußt, stets auf der Suche nach dem geeigneten Brutplatz. Port O’Brien scheinen ihn in Threadbare gefunden zu haben. Und obwohl das neue Album eher ruhig anmutet, sind die Kalifornier noch lange keine Band für Sitz-Konzerte.

Wir haben schon immer darauf geachtet, in der Liveumsetzung nicht eins zu eins das Album wiederzugeben. Viele Dinge die auf dem Album gut funktionieren, lassen sich live nicht umsetzen und umgekehrt. Live können wir eine richtige Rockband sein, so was kann auf einem Album schon mal schiefgehen. Also versuchen wir, das gut auszubalancieren. In unseren Live-Shows gibt es also viel ruhigere und viel rockigere Stücke, als wir sie jemals auf einer Aufnahme spielen könnten.

Dem Weihnachts-Fest ist die 5-köpfige Band nicht ganz abgeneigt, zumindest wenn es um Weihnachtslieder geht.

Ich liebe Weihnachtslieder. Die meisten sind doch wirklich gut geschriebene Songs. Es gibt nur schlechte Versionen von ihnen.

Ganz und gar nicht schlecht ist die Akustik-Version von Leap Year, die Port O’Brien für den akustischen Adventskalender eingespielt haben.

Leap Year sticht ein bisschen aus Threadbare heraus. Es ist einer der schnelleren und lauteren Songs. Ich mag es, den live zu spielen. Er erklärt sich eigentlich von selbst – es geht um Einsamkeit, jedoch nicht in einer negativen Bedeutung, sondern auf eine Weise, die dich stärker macht.

Und damit überlassen wir Port O’Brien das Schlusswort für den akustischen Adventskalender. Vielen Dank fürs folgen, frohes Fest!

Port O’Brien – Leap Year (detektor.fm Akustik-Session)

Redaktion