Brittany Howard keucht, schluchzt, kreischt und singt in laszivem Falsett. Kein Zweifel, die 1,80m große Sängerin ist der Star der Show und das Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie und ihre Stimme sind ein wichtiger Teil des Erfolgsrezepts der Alabama Shakes, meint Drummer Steve Johnson. Aber die Songs spielen natürlich auch eine Rolle.
Wir haben eine fantastische Sängerin. Brittany bekommt viel Lob für ihre Stimme. Und jeder hat eine Stimme, ob du ein Instrument spielen kannst oder nicht, aber einem Sänger oder einer Sängerin fühlt man sich immer verbunden. Viele der Songs haben einen wahren Hintergrund und damit können sich viele Leute identifizieren. Unsere Fans wollen ein gutes Konzert, eine gute Band sehen und das wollen wir ihnen geben.
Wenn jeder seinen Egotrip schiebt, bringt das niemandem was
Bei all der Aufmerksamkeit, die ihre charismatischen Fronfrau völlig zu Recht bekommt, fühlen sich die anderen vier dann nicht manchmal übergangen? Nicht wirklich, sagt Schlagzeuger Johnson.
Es wäre gelogen zu behaupten, dass das uns das noch nie durch den Kopf gegangen ist. Aber wir sind alle sehr stolz auf das, was wir machen. Und wir sind eine Band, wenn da jeder nur seinen Egotrip schiebt, bringt uns das doch nichts. Jeder kennt seine Rolle, aber alle sind auch gleich wichtig. Ich bin immer stolz auf Brittany gewesen, weil sie ihre Sache super macht. Ich könnte das nicht. Aber sie könnte nicht das tun, was ich tue oder was Zack oder Heath tun.
https://www.youtube.com/watch?v=8WDlDDdCKd0
Auf der Bühne ist also Sängerin Brittany der Boss, beim Songschreiben arbeitet die Band aber sehr demokratisch zusammen.
Jeder bringt etwas ein. Von Brittany kommen die meisten Melodien, aber jeder hat Ideen. Es gibt keinen, der das Kommando hat und sagt: So müsst ihr das spielen. Wir sind sehr demokratisch, es ist ein sehr offener Prozess. Wir gehen viele Kompromisse ein, aber keiner haut mit der Faust auf den Tisch oder sowas.
Von der Kneipenband auf die Festivalbühne
Mit dieser gleichberechtigten Vorgehensweise fahren Alabama Shakes bislang sehr gut. Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Boys & Girls“ 2012 haben sie den Sprung von der Kneipenband zu den großen Festivals geschafft. Für Drummer Steve Johnson war unter anderem eine Tour mit Jack White ein Höhepunkte ihrer Karriere.
Nachdem „Boys & Girls“ rausgekommen ist, haben sich uns viele Möglichkeiten eröffnet. Eine war mit Jack White auf Tour zu gehen, das war super. Wir konnten viel reisen, mehrmals nach Europa, Südamerika, Japan und Australien. Wir waren im Weißen Haus und haben den Präsidenten getroffen, das war ein Highlight. Und wir haben einige Konzerte mit Neil Young gespielt, was auch großartig war.
Mit ihrem zweiten Album „Sound & Color“ sind sie nicht weniger erfolgreich. Die Platte stieg auf Platz 1 der Billboard Charts ein. Ihre Songs sind komplexer und ausgefeilter, die Soundpalette größer. Ein zartes Vibraphon, psychedelisch-verzerrte Bässe und funky Gitarrenriffs mit viel Hall bevölkern jetzt die Songs von Alabama Shakes. Live haben sie außerdem noch Background-Sänger und zusätzliche Musiker dabei. Nicht dass sie das brauchen, Brittany Howards spektakuläre Stimme allein würde auch ausreichen.