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Album der Woche: Alabama Shakes – Boys & Girls

Es ist die Sehnsucht nach Altem, die in der Musikwelt um sich greift. Künstler wie Adele oder Michael Kiwanuka zitieren einen Sound, dessen Blütezeit vier Jahrzehnte zurückliegt. In diese Reihe fügt sich nun auch die Band „Alabama Shakes“ ein – mehr als nur ein Mitschwimmer auf der Retro-Welle?

Der erste Song von Alabama Shakes, der seine Runde durch die Blogs machte und weltweit für Aufsehen sorgte, war Hold On – ein erdiger, nüchtern-hypnotischer Blues, der ursprünglich bei einer Jam-Session während eines Konzerts entstand. Die Band spielte ein simples Riff, Sängerin Brittany Howard sang irgendwas dazu und das Publikum sang mit, als würde es den Song schon ewig kennen.

Und tatsächlich schleicht sich beim Hören von Alabama Shakes direkt ein Gefühl der Vertrautheit ein, was natürlich auch ein bisschen dem Sound geschuldet ist. Alabama Shakes klingen nach Soul aus der Garage, nach Musik aus einem anderen Jahrzehnt, in dem Gesangs-Wunder wie Janis Joplin allein mit ihrer Stimme ganze Stadien ausfüllten. „Alles schon tausendmal gehört“, werden die Pop-Pessimisten deswegen abwiegeln. Aber Pop bewegt sich doch seit jeher in einer immer wiederkehrenden Zitat-Spirale. Und wenn nach dem schier endlosen 80er-Revival endlich mal jemand das Zeit-Rad zehn Jahre zurückdreht, ist das doch durchaus zu begrüßen.

Alabama Shakes kommen aus Athens, einem Südstaaten-Kaff in Alabama mit 20.000 Einwohnern. Wer hier jemanden kennt, der schon mal eine Gitarre in der Hand hatte, kann sich glücklich schätzen. Der Durchschnitts-Bürger bevorzugt das ruhige Leben, widmet sich der Familie und arbeitet im nahegelegenen Atomkraftwerk. So wie Bandmitgied Steve Johnson, der sich dort bis vor kurzem noch als Nachtwächter ein paar Dollar dazuverdiente, nun jedoch Vollzeit-Schlagzeuger bei Alabama Shakes ist, seit es so gut läuft für das Quartett.

Kennengelernt haben sich Alabama Shakes in der Schule. Der kleinste gemeinsame Nenner war damals die Leidenschaft für James Brown und Otis Redding, zugleich aber auch für Led Zeppelin und AC/DC. Konsequenterweise fingen die vier an, die Songs jener Bands zu covern und damit durch die Kneipen der Region zu tingeln. Ihre eigene Musik wollte da noch niemand hören.

Durch das Spielen dieser alten Songs entstand der Sound von Alabama Shakes fast wie von selbst. Das klingt natürlich nach Retro-Soul, allerdings versteht die Band auch was vom Backkatalog von Black Sabbath und bringt so eine gehörige Portion Rock’n’Roll in den Nostalgie-Mix.

Gitarre, Schlagzeug, Bass – maximal noch ein Klavier oder eine Orgel. Der Sound von Alabama Shakes ist ehrlich, rau und schnörkellos. Schillerndes Zentrum der Band ist die 23-jährige Sängerin Brittany Howard. Vom Schönheits-Ideal der Popwelt ist sie – zum Glück – weit entfernt, denn so lenkt sie alle Aufmerksamkeit auf ihre Stimme. Sie krächzt und jubelt, schreit und schraubt sich in die Höhe. Vor allem aber tut sie das so hingebungsvoll, dass man ihr jede Silbe, jeden einzelnen Ton abnimmt. „You Ain’t Alone“ singt sie und der Chor stimmt ein. Retro-Welle hin oder her – genau das ist sie doch: Die Essenz des Soul.


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