Album der Woche: Aloe Blacc – Good Things

Dieses Jahr ist ein gutes Jahr – zumindest was Musik und besonders Black Music betrifft. Nach wunderbaren Platten von Sharon Jones, Rox oder den Roots erschien letzten Freitag mit „Good Things“ das zweite Album des Künstlers Aloe Blacc – ein Name, der die Herzen aller Soulfans jetzt schon höher schlagen lässt.

Aloe Blacc möchte etwas in dieser Welt verändern. Auf seiner zweiten Soloplatte Good Things wendet er sich bewusst Themen wie Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und einem generell vorherrschenden Mangel an Mitgefühl im kapitalistischen Wirtschaftssystem zu. Die erste Single I Need A Dollar war passenderweise die Titelmelodie der TV-Serie How To Make It In America. Und wie schafft man es wohl in Amerika, wenn nicht mit Hilfe einiger Dollars in der Tasche.

Aloe Blacc heißt mit bürgerlichem Namen Egbert Nathaniel Dawkins III und ist als Sohn panamaischer Einwanderer in Orange County, Kalifornien aufgewachsen. Mitte der 90er begann er dort als MC und Teil des Hip-Hop-Duos Emanon Musik zu machen. Emanon veröffentlichten mehrere Alben und Tapes, schafften es jedoch nicht, sich über die ganz eingefleischten Insiderkreise hinaus einen Namen zu machen. 2006 erschien Blaccs erstes Soloalbum mit dem Titel Shine Through bei Stone Throw Records. Wechselte Aloe Blacc hier noch munter zwischen Funk, Hip Hop und Calypso hin und her, scheint er auf dem Nachfolger Good Things seine Bestimmung gefunden zu haben. Der klassische Soul der frühen 70er Jahre im Stil von Marvin Gaye oder Curtis Mayfield hat es ihm angetan.

Wie schon Marvin Gaye vor ihm, besingt auch Aloe Blacc gesellschaftliche Missstände und soziale Ungerechtigkeit. Um diese Botschaft an den Mann zu bringen, verlässt er sich ganz auf seine warme, sanfte und doch kraftvolle Stimme. Bläser und funky Wah-Wah Gitarren kommen genau richtig dosiert zum Einsatz, trotz Detailfülle klingen die Stücke nicht überladen. Bei Take Me Back trägt ein grooviger Bass den Song, Orgeltöne und ein fluffiges Schlagzeug sorgen in Loving You Is Killing Me trotz des eher betrüblichen Themas einer destruktiven Beziehung für einen beschwingten Sound. Bei der Coverversion des Velvet Underground Klassikers Femme Fatale schafft es Aloe Blacc, den unterkühlten, durch Nicos Gesang recht teutonisch anmutenden Song in eine dezent düstere Ballade zu verwandeln.


„The problem with having everything you want is you never really know what you need“ sagt der Sänger in Miss Fortune und umschreibt damit recht treffend ein Kernproblem der Konsumgesellschaft. Das musikalische Ich des Aloe Blacc sieht sich als eine Art Robin Hood, der durch seine Musik und sein Vorbild den weniger Begüterten Hoffnung geben will. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, auf alle Fälle hat er allen, die mit dieser Musik etwas anfangen können, eine der besten Soulplatten des Jahres 2010 gegeben und die sollte man sich – Kapitalismuskritik hin oder her – auf jeden Fall beim Plattenhändler seines Vertrauens kaufen.

Redaktion