Album der Woche: An Horse – Rearrange Beds

Jedes Jahr beginnt es aufs Neue: Das beliebte Spiel der Musik-Journaille, aufkommende Strömungen in ein Wort zu fassen. Im letzten Jahr sprach man allerorten von der „Supergroup“. Hoch im Kurs für 2010 ist: Das „Duo“. Ob verheiratet, verschwistert, oder platonisch verbandelt – derzeit wird vor allem zu zweit musiziert. Der neuste Duo-Import kommt aus Brisbane in Australien und heißt „An Horse“.

Kate Cooper und Damon Cox sind in Sachen Bandkonstellation so etwas wie die umgedrehten White Stripes. Oder um einen musikalisch treffenderen Vergleich zu bemühen: Die umgedrehten Matt and Kim. Denn es ist genau diese unprätentiöse Art des Drauflos-Musizierens, die das australische Duo mit dem aus New York gemein hat. Kapodaster auf die Gitarre, ein paar Barrégriffe und ein schepperndes Uptempo-Schlagzeug – Rockmusik kann so einfach sein.


Kennengelernt haben sich Kate und Damon bei der gemeinsamen Arbeit im Plattenladen. Vermutlich ließ sich die Kundschaft dort aus bekannten Gründen an zwei Händen abzählen. Jedenfalls hatten die beiden genug Zeit, um an der Idee einer gemeinsamen Band rumzuspinnen. Als die dann 2007 mit An Horse in die Tat umgesetzt wurde, musste erst einmal der Plattenladen als Proberaum herhalten. Es folgten die ersten Konzerte in Australien, eine Support-Tour mit Tegan and Sara und damit der Sprung, der so vielen guten australischen Bands verwehrt bleibt, nämlich jener nach „overseas“. In den USA spielten An Horse im Vorprogramm von Death Cab For Cutie und sich selbst in die MP3-Player der Indie-Fans. Ihr Debütalbum erscheint nun mit etwas Verspätung auch in Deutschland.

Der grammatikalische Fehler im Bandnamen ist wie ein Synonym für die Musik von An Horse. Unperfekt und ungeschliffen kommt sie daher; Schlagzeug, Gitarre, Gesang und bloß kein Make-Up auf die blassen Gesichter, auch wenn man im US-Fernsehen vor einem Millionen-Publikum spielt. Die Band trägt damit eine Art grundsympathische Ehrlichkeit nach außen, die man ihr ohne mit der Wimper zu zucken abnimmt. Und so wie Rearrange Beds schon die Trennungsthematik im Titel trägt, so frei heraus erzählen Kate und Damon ihre Version von Scheitern und Neuordnen. Das braucht keine verkopften Metaphern, sondern vier Akkorde und die Einsicht: It’s okay to fall down, it’s okay to crumble (Camp Out). Mit An Horse macht das Kapitulieren Spaß und Rearrange Beds ist mit seiner jugendlichen Naivität so etwas wie der Busenfreund im Zeltlager, dem man unbesorgt alles erzählen kann.

Redaktion