Album der Woche | Automatic – Signal

Entfremdung und Einsamkeit

Das Trio Automatic hat sich in der DIY-Punkszene von Los Angeles zusammengefunden. Musikalisch klingt es aber eher nach Talking Heads oder Joy Division: unterkühlt und mechanisch. Auf ihrem Debütalbum „Signal“ bewegen sich Automatic gekonnt zwischen Artrock und Postpunk.

Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10


Die Mitglieder von Automatic sind keine Freundinnen des Um-den-heißen-Brei-Redens: „Die Welt ist am Arsch.“ finden sie. Und weiter „Keine Ahnung wie ein Musiker sagen könnte: Das ist alles toll.“ Gute Laune-Musik ist von den dreien demnach nicht zu erwarten und richtig: mit Signal liefern sie ein entsprechend sprödes und schlecht gelauntes Debütalbum ab.

Gitarre gegen Synthie getauscht

Izzy Glaudini, Halle Saxon und Lola Dompé haben sich in der DIY-Szene ihrer Heimatstadt Los Angeles getroffen, alle drei haben vorher schon in anderen Bands gespielt. Lola Dompé stammt sogar aus einem Musikerhaushalt: ihr Vater Kevin Haskins ist der Schlagzeuger der legendären Dark- Wave-Band Bauhaus. Vor zwei Jahren begannen sie, gemeinsam zu jammen. Unbeeindruckt von der maskulinen Energie der lokalen Szene und der Rockmusik im Radio tauschte Glaudini die Gitarre gegen einen Synthesizer. Der Bandname ist von einem Song der Go-Go’s übernommen – der einzigen rein weiblichen Band, die je ein gesamtes Album geschrieben und aufgenommen hat, das in den USA Platz 1 der Charts erreichte.

Eisige Synthies, ein stoischer Bass und ein motorisches Schlagzeug bilden die Grundlage der Songs. Von dieser strengen Soundästhetik weichen Automatic auf dem Album keinen Milimeter ab. Die Musik strahlt keine Wärme aus, im Gegenteil, sie wirkt distanziert und trotzdem kann man sich ihr nicht entziehen. Dazu kommt der emotionslose Gesang, den alle drei beisteuern, mal abwechselnd, mal gleichzeitig und der den abgeklärten Eindruck noch verstärkt.

Alles irgendwie sinnlos

Die Texten handeln von Entfremdung, innerer Unruhe, Enttäuschung über die Falschheit in sozialen Medien, die Abhängigkeit von immer mehr Gadgets. Electrocution ist inspiriert von Izzy Glaudinis Nahtod-Erfahrung nach einem elektrischen Schlag, passend dazu ist der Song durchzogen von fauchenden und knackenden Geräuschen. Im Titelsong singen sie von der zermürbenden Routine eines stupiden Jobs, das Gefühl, dass vieles sinnlos ist: „No feeling or desire / So what’s the point in trying?“.

Wer sich schon genüsslich durch die Gefühlshöllen eines Ian Curtis gelitten oder sich mit David Byrne entfremdet gefühlt hat, der wird auch an der Musik von Automatic seine Freude haben. Obwohl es keinen musikalischen Lichtblick gibt, ist Signal trotzdem kein dystopisches Weltuntergangs-Album. Die Dinge sind eben wie sie sind, aber das heißt natürlich nicht, dass man das einfach so hinnehmen muss.

Redaktion