Album der Woche: Baths – Obsidian

Obsidian ist nicht nur ein schwarz glänzendes vulkanisches Gestein, sondern auch der Titel des zweiten Albums von Will Wiesenfeld alias Baths. Mit seinem Debütalbum wollte er aus der Langeweile der farblosen Vorstadt ausbrechen. Auf dem Nachfolger lebt er seine Faszination für Tod und Verfall aus. Das hört sich einigermaßen deprimierend an, „Obsidian“ ist aber ein schmissiges Poptronica-Album geworden.

Bei den meisten Künstlern kommt die Inspiration ja vor allem dann, wenn es ihnen schlecht geht. Bei Will Wiesenfeld alias Baths ist es zum Beispiel so gewesen. Allerdings haben in seinem Fall nicht Herzschmerz oder Eifersucht die Kreativität angestachelt. Es war eine fiese Darminfektion, die ihn wochenlang ans Bett gefesselt hat.

Obsidian ist zwar erst das zweite Album von Baths, Musik macht Will Wiesenfeld aber schon seit vielen Jahren. Als Vierjähriger nahm er Klavierunterricht, mit 14 nahm er seinen ersten Song auf. Als Teenager operierte er unter verschiedenen Künstlernamen und veröffentlichte vier Alben. 2010 erschien sein Debütalbum als Baths mit dem Titel Cerulean mitten in die explodierende Elektro-Szene von Los Angeles. Chillwave war in aller Munde. Auch Cerulean landete in dieser Schublade und brachte Wiesenfeld Vergleiche mit Toro y Moi oder Washed Out ein.

Von himmelblau zu schimmernd schwarz

War auf Cerulean die Stimmung buchstäblich noch himmelblau, ist auf Obsidian der Name ebenfalls Programm. Wiesenfelds Texte sind düster, ständig tauchen Begriffe wie Sterblichkeit, Tod oder Selbstmord auf. Songtitel wie No Past Lives oder Earth Death versprühen auch nicht gerade gute Laune.

Wiesenfelds Gesang hat im Vergleich zum Vorgänger deutlich an Bedeutung gewonnen. Es liegen weniger Effekte auf seiner Stimme und man versteht was er sagt. Er schreibt über Apathie, Vergänglichkeit und lieblosen Sex, kleidet seine abgründigen Texte aber in groovende Elektronummern.

Tröstliche Düsternis

Wiesenfeld kombiniert stotternde Beats, Piano-Loops, Streicher und ein gut geplantes Durcheinander von Knarzen, Klacken und anderen Geräuschen. Dazu kommt sein mitunter geisterhaft wirkender Falsetto-Gesang. Trotz der vielen Schichten und der bedrückenden Themen bleiben die Songs auf Obsidian zugänglich. Wiesenfeld erweist sich als talentierter Songwriter und präziser Arrangeur.

Die Musik auf Obsidian scheint schwarz zu schimmern wie eben jenes Vulkangestein Obsidian. Das grau-schwarze Albumcover wirkt comichaft-gespenstisch. Trotzdem zieht die Musik nicht runter. Sie ist nicht deprimierend wie zum Beispiel die von Joy Division, viel mehr spendet sie Trost. Und den können wir angesichts des grauen und nassen Frühsommerwetters ja auch ganz gut gebrauchen.

Redaktion