Album der Woche: Beach House – Bloom

Im regelmäßigen Abstand von zwei Jahren bringen Beach House ihre Alben raus. Bisheriger Höhepunkt: Die 2010er Platte „Teen Dream“, mit der sich das Duo aus Baltimore seinen Platz im Dream-Pop-Himmel sicherte. Wenn man dem Rhythmus trauen wollte, konnte man für 2012 die nächste Beach-House-Platte prophezeien. Seit Ende letzte Woche steht der Nachfolger „Bloom“ in den Plattenläden.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Victoria Legrand und Alex Scally ist mit ihrer neuen Platte wieder etwas Großes gelungen. Es genügen nur ein paar Takte von Bloom und man steht wieder genau dort, wo man vor zwei Jahren abgesetzt wurde: am Strand, an einem windigen, verregneten und grauen Nachmittag.

Myth, der Opener der Platte, wurde vor ein paar Wochen im Internet vorab veröffentlicht und hat als Appetithäppchen seinen Job gut gemacht. Er ist einer der vielen Songs auf Bloom, die sich festsetzen, wie der Sand in den Schuhen nach ebendiesem Tag am Strand. Noch so ein Song ist Wild, gleich der zweite auf dem Album. Die Strophen wabern gleichmäßig vor sich hin, ein bisschen gedankenverloren, bis der Refrain durchbricht, ein sonniger Moment des grauen Strandtages. Victoria Legrand verbindet mit Wild ein besonderes Gefühl

‚Wild‘ ist einer unserer frühen Songs, einer der ersten zwei, die wir für dieses Album geschrieben haben. Er trägt ein besonderes Gefühl in sich – Veränderung, Jugend und ein gewisser Verlust von Unschuld. Man geht auf eine Reise, wenn man sich den Songs von Anfang bis Ende anhört.

Die Songs auf Bloom haben viel Raum und Zeit, um sich zu entfalten und beinahe ewiglich durch die Klangatmosphäre zu schweben. Überraschungen sind dabei ebenso garantiert wie Songs, in die man sich direkt beim ersten Hören verliebt. Wishes ist einer davon. Die Zeile “One in your life, it happens once and rarely twice” verbindet Glück mit Ungewissheit. Das passt gut zum Albumtitel Bloom, der ebenfalls dieses Gefühl von Gegensatz und Vergänglichkeit enthält:

Schon der Titel des Albums gibt einen Einblick in die Bewegung der Platte: Dinge passieren, Dinge gehen zu Ende, sie bleiben für immer oder nur für einen Moment. Es gibt so viele kleine und große Ideen, die in der Platte stecken. So, als würde man sich aus der Nähe die Details ansehen, aber wenn man dann einen Schritt zurückgeht, erkennt man die ganze Form und Farbe. Die Themen der Platte sind abstrakter und künstlerischer.


Das Label Dream Pop bestätigen Beach House mit Bloom stilecht. Man fühlt sich wie nach einem schönen Traum: die Erinnerung daran ist verflogen, aber das schöne Gefühl hält an. Vielleicht ist Bloom ein wenig abwechslungsreicher als der Vorgänger, aber eigentlich ist alles beim Alten geblieben. Scallys Gitarre jault und seufzt, Legrand streichelt ihr Keyboard, stets begleitet von dem beruhigenden Klackern der Drum Machine.

Legrands Stimme versorgt die Songs mit der nötigen Wehmut, Leidenschaft und Sehnsucht. So ist On the Sea eine Reise durch diese drei Gefühlszustände. Doch auf Bloom sind nicht nur bis zur Unendlichkeit tragende Songs versammelt. Lazuli klingt eher unbeschwert, forderte der Band jedoch einiges ab, wie sich Alex Scally erinnert:

Dieser Song war für uns der schwerste auf dem ganzen Album, er hat uns fast umgebracht. Aber wir konnten nicht loslassen, weil wir wussten, dass er etwas Schönes in sich hat, was wir aber nicht fassen konnten. Es gab diese eine Sache, die nicht funktioniert hat. Der Tag, an dem wir es geschafft haben, war der schönste des letzten Jahres für mich. Denn plötzlich hatte sich alles geändert, die ganze Welt hat sich verändert, aus schwarz wurde weiß. Es war verrückt.

Beach House zeigen auf Bloom das, was sie am besten können: bittersüße Songs, die Glücksgefühle, Tränen oder beides zugleich hinterlassen. Die Texte sind so abstrakt gehalten, dass man alle Facetten des Lebens darin zu finden glaubt: Liede, Tod und alles was dazwischen liegt. Eben so, wie es im letzen Song Irene heißt: It’s a strange paradise.