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Album der Woche: Beirut – The Rip Tide

Nach vier Jahren Wartezeit erscheint nun endlich die neue Platte von Beirut. „The Rip Tide“ stammt einmal mehr aus der Feder des Mannes, der Gipsy-Folk Indie-tauglich gemacht hat: Zach Condon.

Zach Condon ist mit The Rip Tide nach einer langen Reise heimgekehrt. Die Eindrücke aus dem Balkan oder Frankreich sind noch nicht verblasst, die Freude, zu Haus zu sein aber ist spürbar. Das Album tendelt zwischen der melancholisch-getragenen Stimme des Beirut-Sängers, zwischen mal beschwingten, mal getragenen Akkorden auf Orgel, Klavier und Bläsern. Man erkennt den großartigen, orchestralen Sound von Beirut an manchen Stellen sofort, an anderen erst beim zweiten Hinhören.

Der Trip hatte begonnen, als Zach Condon mit 16 die Schule schmiss und aus New Mexico auf Entdeckungstour durch die Welt ging. Er reiste quer durch Osteuropa, lebte in Amsterdam, pendelte später zwischen Paris und New York. 2006 entstand die erste Platte als Beirut: Gulag Orchestra. Der melancholisch-schöne und lebhaft instrumentierte Gipsy-Pop schlug ein. Beirut gerieten zum Geheimtipp. Erst bei Bloggern, dann bei Kritikern. 2007 folgte The Flying Club Cup, das noch erfolgreicher wurde. Allerdings brach Beirut die geplante Welt-Tournee im Frühjahr 2008 ab – Der Erfolg, die Tour, der Wirbel hatten den damals 23-jährigen überfordert. Als Beirut ließ er bis Juni 2011 nichts von sich hören. Dann erschien East Harlem als Ausblick auf das neue Album.


Chanson und Polka sind immer noch da, auf The Rip Tide mischen Sie sich aber mit vertrauten Elementen von Pop-Balladen. Der Sound ist herrlich opulent und vielfältig. Auch die Texte haben sich gewandelt. Keine Postkarten mehr aus Italien, keine Volksfeste, und Banlieus werden mehr besungen: The Rip Tide ist kein Reisetagebuch. Auch wenn sich nach wie vor viele der Songs um Orte drehen, es ist doch eher ein blättern in Erinnerungen. Das müssen nicht immer großtrabende Gedanken sein. Zum Beispiel in dem Song Santa Fe, benannt nach Condons Heimatstadt. Im wesentlichen eine Hommage an seine Jugendeskapaden.

Zu Santa Fe soll demnächst ein Musikvideo gedreht werden, allerdings nicht von Alma Har’el, die Dokumentarfilmerin, die schon Postcards From Italy und Elephant Gun zu kleinen Kunstwerken gemacht hat. Bizzar soll es trotzdem werden, lässt Condon verlauten. Santa Fe hat schwungvoll, mit leichtem Synthie-Einsatz und der gewohnt breiten Instrumentierung das Zeug, der Platte zum Durchbruch zu verhelfen. Ein kleiner Abstecher in den Pop, wie es ihn auf jedem Beirut-Album gab.

Gestartet ist Zach Condons Musikprojekt in seinem Kinderschlafzimmer im Elternhaus, vollgestopft mit Instrumenten. Jetzt lebt er in einem Haus in Brooklyn, das ebenfalls mit Instrumenten vollgestopft ist. Dazwischen lag ein weiter Weg. Ob Beirut in der Zukunft allein von der Erinnerung daran zehren muss – was auf Dauer sicher langweilig wird – oder ob das Projekt eine eigene Dynamik hat, das kann die nächste Platte zeigen. The Rip Tide sind Beirut, die wir kennen – mit einer Andeutung von Gesetztheit. Für den Moment reicht das vollkommen aus.

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