Album der Woche: Bodega – Endless Scroll

Scroll, scroll, scroll

Die Band Bodega aus New York City hat mit ihren Auftritten beim SXSW von sich Reden gemacht. Musikalisch bedienen sie sich beim Postpunk der frühen 80er. Sie stehen aber mit beiden Beinen fest auf dem wackligen Boden des 21. Jahrhunderts, wie sie auf ihrem Debütalbum „Endless Scroll“ beweisen.

„This machine, it don’t kill fascists, this machine is just a guitar“ – singt die New Yorker Band Bodega aus voller Kehle im ersten Song auf ihrem Debütalbum Endless Scroll. Den Spruch „This machine kills fascists“ hatte der berühmte Songwriter Woodie Guthrie 1941 auf seine Gitarre geschrieben. Heute, 77 Jahre später, ist vom Traum, dass Musik die Welt verändern kann, nicht mehr viel übrig geblieben. Das hält das Quintett aber nicht davon ab, gegen all die Verrücktheiten anzusingen, mit denen man sich als junger Großstadtmensch heutzutage herumschlagen muss.

Titanic und The Smiths

Die beiden Köpfe der Band, Ben Hozie und Nikki Belfiglio, haben sich 2013 bei einem Of Montreal-Konzert getroffen. Sie begannen Songs zu schreiben und nannten ihre Band zunächst Bodega Bay. Später haben sie sich ein paar Freunde dazugeholt und waren nur noch Bodega. Ihre Musik bedient sich bei Postpunk, Hiphop und Krautrock. Heraus kommt energetischer Art-Rock mit treibenden Gitarrenriffs und minimalem Schlagzeug, zu dem die beiden Sänger halb sprechend, halb rufend ihre trocken-sarkastischen Texte zum besten geben. Die setzen sich unter anderen mit dem modernen Männerbild und den absurd hohen Lebenshaltungskosten in ihrer Heimatstadt New York auseinander. Dabei sind sie voller popkultureller Anspielungen von Jack In Titanic über das Oxford Dictionary bis zu den Smiths.

Das Thema Technik-Abhängigkeit zieht sich durch das gesamte Album. Angefangen beim Titel Endless Scroll über die These, dass wir alle gleichermaßen Sklaven und Herren sind, bis zur Feststellung, dass die Algorithmus-gesteuerte Playlist einen besser kennt als der Partner. Dazu passt, dass die Band selbst in den sozialen Medien nur eingeschränkt in Erscheinung tritt. Auf ihrer Webseite teilen sie nicht nur die eigene Musik, sondern auch alles, was ihnen sonst so gefällt.

Thema Technik-Abhängigkeit

Aufgenommen haben Bodega die Songs für ihr erstes Album mit Austin Brown von ihren Brooklyner Nachbarn Parquets Courts. Vier Tage aufnehmen, vier Tage mixen, zack fertig. Dazu haben sie dieselbe 8-Spur Bandmaschine benutzt, die Parquet Courts für ihr Album Light Up Gold verwendet haben. Geschadet hat es jedenfalls nicht. Endless Scroll ist ein mitreißendes Debüt, das große Lust auf die Live-Konzerte der Band macht, die sie hierzulande sicher bald zahlreich spielen werden.

Redaktion