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Kritzeln musikalisch die Wand voll: Boy. Foto: Debora Mittelstaedt.
Kritzeln musikalisch die Wand voll: Boy. Foto: Debora Mittelstaedt.

Album der Woche: Boy – We Were Here

Charmante Bestandsaufnahme

Mit ihrem Debütalbum „Mutual Friends“ hat sich das Duo Boy in die Herzen aller Indiepop-Fans gespielt. Ihr bekanntester Song „Little Numbers“ hat sie nach Japan und in die Sesamstraße gebracht. Ob sie auf den Nachfolger „We Were Here“ auch wieder einen solchen Überhit gepackt haben?

„Wir waren hier“ hat sicher jeder schon mal an eine Toilettentür oder an die Wand eines Zugabteils gekritzelt. Valeska Steiner und Sonja Glass alias Boy hinterlassen diese Botschaft ein ganzes Stück charmanter in Form ihres zweiten Albums We Were Here.

Melancholie mit einem Lächeln

Die Songs von Boy sind voller luftig leichter Melodien, die von Synthies getragen werden – ein bisschen melancholisch aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Boy haben die Erfahrungen der letzten Jahre in ihre neuen Songs gepackt. Sie erzählen davon, dass auch anonyme Hotelzimmer spannend sein können oder dass man nicht immer ans andere Ende der Welt fahren muss, um etwas Interessantes zu erleben. Wenn Valeska Steiner das singt, möchte man ihr glauben. Aber mal ehrlich, sie könnte auch eine Schrankwand-Aufbauanleitung auf finnisch vorsingen und man würde ihr trotzdem verzückt zuhören.

Auf We Were Here gibt es persönliche Geschichten, aber auch gesellschaftskritische Töne. Im Gegensatz zum ersten Album gibt es kein übergeordnetes Thema, erzählt Valeska Steiner.

Das erste Album hatte ganz klar ein Thema, man bricht auf, man geht weg von zu Hause, man geht an einen neuen Ort und kuckt, was da so ist und kommt am Schluss im besten Fall irgendwie an. Das zweite hat inhaltlich nicht so einen klaren Überbegriff. Irgendwie ist es eher so ein Zwischenton-Album geworden, von den Geschichten her. Es geht immer um das Dazwischen, zwischen Tag und Nacht, zwischen zwei Orten oder zwei Gefühlen.

https://www.youtube.com/watch?v=xYpK0Z95MYg

Valeska Steiner und Sonja Glass haben wieder mit ihrem Produzenten Philipp Steinke zusammengearbeitet. Dessen Eltern haben praktischerweise ein Haus in Italien, in das sie sich zum Schreiben zurückziehen konnten. Für Sonja Glass hat neben italienischem Essen auch Juno eine entscheidende Rolle gespielt.

Bevor ich angefangen habe, für das Album neue Ideen zu entwickeln und zu schreiben, hab ich mir einen Synthie gekauft, einen Juno. Viele Musiker kennen den, der ist ein sehr beliebtes Instrument. Und der war so ein bisschen meine Muse beim Schreiben. Wie Gitarren beim ersten Album Inspiration waren, war dieses Mal der Juno schon wichtig, dadurch hat er auch noch mehr Platz bekommen.

Bloß keinen Stress machen

Ein zweites Little Numbers haben sie für We Were Here nicht aus dem Hut gezaubert. Es gab keinen Druck und selbst ihr Labelchef Herbert Grönemeyer hat ihnen mitgegeben, dass sie sich keinesfalls Stress machen sollen. Und so ist We Were Here genau das geworden, was der Titel andeutet: eine Bestandsaufnahme.

Es ist für einen selbst auch spannend, wenn man Musik macht, wenn man das ohne Plan und ohne Konzept macht. Was bei uns der Fall war, wir haben wirklich nur gemacht, was aus uns raus gekommen ist. Und dann sieht man diese neuen Songs und denkt: Ah ok, so ging’s uns also.

Die Musik von Boy ist auch auf ihrem zweiten Album, trotz der immer mitschwingenden Melancholie, warm und sachte optimistisch. Auch ohne Überhit ist Boy mit We Were Here ein stimmiges Album gelungen, das uns daran erinnert, dass das Leben doch eigentlich ganz gut ist.

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