Album der Woche: Crystal Fighters – Star Of Love

Die Grenzen zwischen Pop- und Weltmusik verschwimmen immer mehr. Spätestens seit Vampire Weekend weiß jeder: Ethno ist endgültig im Pop angekommen und nicht länger der schrulliger Ausdruck, mit dem man Rastazöpfe und Batik-Shirts assoziiert. Die Lust an der Tradition bringt neue Instrumente und Klangfarben in die Clubs. Mit der Idee, alte Musik aus dem Baskenland mit modernen Elektro-Sounds aufzumöbeln, leistet die Band Crystal Fighters auf ihrem Debütalbum „Star Of Love“ Pionier-Arbeit.

Die Txalaparta, ein altes baskisches Instrument, besteht im Grunde nur aus ein paar nebeneinander gelegten Holzblöcken. Zwei Spieler stehen sich gegenüber und schlagen darauf mit Klöppeln ein. Der Eine gibt den Rhythmus vor, der Andere antwortet. In der baskischen Volksmusik kommt die Txalaparta oft als Soloinstrument zum Einsatz, maximal begleitet von einer Flöte oder einem Akkordeon. Bei den Crystal Fighters hingegen gesellt sich ein ganzes Feuerwerk aus pumpenden Synthies und treibenden Beats dazu.


Der südländische Akzent, die exotischen Instrumente, die Ortsangabe „Navarro“ auf den gängigen Netzseiten – „tolle Band aus Spanien“ denkt man, und schwups – schon hat das Konzept der Irreführung gegriffen. Eigentlich kommen die Crystal Fighters nämlich aus London. Dort sind sie längst kein Geheimtipp mehr. Das geschmackssichere Label Kitsuné veröffentlichte ihre erste Single. Das Debütalbum Star Of Love erschien in England schon letztes Jahr im Oktober. In Deutschland muss man sich noch bis Ende Januar gedulden.

Musikalisch fühlt sich die Band im Norden Spaniens zu Hause. Eine befreundete Sängerin brachte die Band auf die Spur. Der Nachlass ihres Großvaters sei eine baskische Oper gewesen, deren Titel übersetzt „Crystal Fighters“ heißt – soweit der Gründungs-Mythos. Die Bandmitglieder waren fasziniert von dieser alten Musik. Auf der Suche nach ihrem eigenen Sound drangen sie immer weiter ein, in die Geschichte dieser Kultur. Auf Star Of Love übersetzen sie diese Geschichte nun in eine Sprache, die auch Clubgänger auf Anhieb verstehen.

Zugegeben, hin und wieder übertreiben es die Crystal Fighters mit ihrem Genre-Mash-Up. Wenn sich zum Beispiel wie in I Do This Everyday bretternde Metal-Riffs ins Globo-Pop-Konstrukt mogeln, dann ist das zwar neu und progressiv, aber leider auch ziemlich nervtötend. Dennoch, was auf Star Of Love überwiegt, ist der quietschbunte und kosmopolitische Multikulti-Karneval, der in seiner Vielschichtigkeit einfach Spaß macht, vor allem bei den extatischen Live-Shows der Spanier … äh, Engländer.

Redaktion