Album der Woche: Darwin Deez – Darwin Deez

Abend für Abend trauen sich mehr oder weniger ambitionierte Songschreiber auf die Bühnen der Open-Mic-Sessions. Vor allem die Clubs und Bars rund um das Sidewalk-Café in New York sind bekannt für diese Veranstaltungen, die im Laufe der Jahre zum Hort der Anti-Folk-Bewegung wurden. Trotz Eigenproduktion und Verweigerungshaltung gelingt Künstlern dieser Szene hin und wieder der Sprung ins weltweite Rampenlicht. Nach Regina Spektor und Adam Green macht sich nun Darwin Deez auf und davon.

Man muss ihn schon vor Augen haben, um sich ein komplettes Bild von Darwin Deez zu machen. Schlaksige Figur, Schnauzer und eine Locken-Pracht wie Struwwelpeter – das verspulte Äußere ist gewissermaßen Sinnbild für die Musik von Darwin Deez: Anders, ein bisschen verschroben, auf alle Fälle ein Hingucker. Sie will sich nicht anbiedern, fast beiläufig schleichen sich die mit einfachsten Mitteln produzierten Songs ins Gehör, um dann dort – nach zwei, drei Durchläufen – zum übermächtigen Ohrwurm zu mutieren.

Aufgenommen hat Darwin Deez die Songs mit einem 200-Dollar-Mikrofon und einer 4-saitigen E-Gitarre. Dazu gesellen sich ein Drum-Computer und subtile Nintendo-Sounds – fertig ist das Lo-Fi-Gewand. Die Songstrukturen sind alles andere als komplex. Strophe, Refrain, vielleicht eine Bridge – mit dieser gewollten Einfachheit gelingen Darwin Deez kleine Pop-Juwelen, denen er mit seinem verschwurbelten Gesang den letzten Schliff verleiht. Und auch wenn seine Texte bröckelnde Beziehungen und Suizid-Gedanken implizieren, so transportiert das der Wahl-New-Yorker immer mit der nötigen Portion Humor und Selbst-Ironie. Im Song Bad Day heißt es etwa: “I would like to be your girlfriend so I could dump you.”


Darwin Deez ist mit seiner fast schon dilettantischen Herangehensweise herrlich weit entfernt von dem, was man sonst so von Produzentenlegende XY unter die Finger bekommt. Mit seiner „Weniger-ist-mehr-Philosophie“ trifft der Antifolker nicht nur den Zeitgeist, sondern auch ins Herz. Es menschelt so schön in den Songs von Darwin Deez. Und selbst ein Lied wie „DNA“, in dem es um unerfüllte Liebe geht, löst sich im Refrain zu einer gänzlich unbeschwerten Mitsing-Nummer auf und beweist einmal mehr: Depression ist tanzbar. Nun kann der Sommer kommen. Darwin Deez ist schon da.

Redaktion