Album der Woche: David Bowie – Blackstar

Der Schlussakkord

„Blackstar“ heißt das neue, letzte Studioalbum von David Bowie. Laut Bowie-Produzent Tony Visconti wollte er darauf „Rock’n’Roll“ vermeiden“. Für „Blackstar“ hat Bowie also nochmal richtig tief in die Experimentierkiste gegriffen.

Keine Interviews, keine Promotion, keine Erklärungen – eigentlich ein sicheres Rezept für einen Musiker, bald aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden zu sein. Nicht so bei David Bowie. Das letzte Album The Next Day haben Kritiker und Fans gleichermaßen geliebt. Und auch die ersten Songs des neuen Werks Blackstar wurden, kaum waren sie aufgetaucht, gründlichst analysiert und durchleuchtet.

Experimentaljazz und Hip-Hop

Dabei konnte man feststellen, dass sich Bowie auf Blackstar vom vergleichsweise konventionellen Rocksound von The Next Day verabschiedet hat. Schlagzeug und Saxophon dominieren den Sound des neuen Albums, Experimentaljazz und HipHop geben den Ton an.

Die Arbeit an Blackstar hat direkt nach dem Ende der Aufnahmen zu The Next Day begonnen. Seine Band hat Bowie in der 55 Bar gefunden, einem altehrwürdigen Jazz-Club im New Yorker West Village. Dort hat er den Saxonfonisten Donny McCaslin mit seinem Quartett live gesehen. Das hat ihn so sehr beeindruckt, dass er McCaslin mitsamt seines Quartetts zu Aufnahmesessions in das kleine Magic Shop Studio eingeladen hat.

Mysteriöse Texte voller Andeutungen, vertrackte Polyrhythmen, ein zehnminütiger Opener in zwei Teilen und in fast jedem Song ein free-jazziges Saxofon-Solo – Blackstar ist wahrlich keine leichte Kost.

Die Musik von Kendrick Lamar und Boards of Canada habe bei den Aufnahmen eine große Rolle gespielt, sagt Bowie-Produzent Tony Visconti. Und so findet man in Girl Loves Me David Bowie fluchend und sprechsingend.

Gegenmittel zur Historisierung

Blackstar ist überraschend, verwirrend und faszinierend. Nach der großen Ausstellung über seine Karriere und dem Musical Lazarus, das derzeit in New York gezeigt wird, ist das Album wie ein Gegenmittel zu seiner allumfassenden Historisierung. Es zeigt einen risikofreudigen David Bowie, der immer nur nach vorne schaut. Das macht Blackstar zu einem schmerzhaft schönen Abschiedsgeschenk. Wir ziehen den Hut und sagen danke!

Redaktion