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Album der Woche: Death Cab for Cutie – Codes and Keys

Der Begriff „Indie“ als musikalische Einordnung ist mittlerweile ja ein bisschen überstrapaziert – wenn man ihn aber unbedingt benutzen will, dann gehören Death Cab for Cutie in jedem Fall zu den Urgesteinen dieses popkulturellen Phänomens. Mit ihrem neuen Album „Codes and Keys“ beweisen Death Cab For Cutie zumindest, dass ihnen das „Independent“-Label nicht unverdient anhängt, denn im strikten Wortsinn waren und sind sie wirklich immer unabhängig geblieben von Trends und Herdentrieb.

„Life is sweet“ proklamieren Death Cab For Cutie an einer Stelle ihres neuen Albums Codes and Keys – und ein passenderes Motto könnte man nicht ausrufen für diese Platte. Ben Gibbard und seine Mitstreiter finden sich mit ihrem siebten Album offenbar in der beneidenswerten Lage jener Menschen, die mit sich und dem was sie tun im Reinen und rundum zufrieden sind.

Wenn Death Cab for Cutie in den 13 Jahren ihres Bestehens einen Charakterzug entwickelt haben, der für die Band unverzichtbar ist, dann ist es vermutlich Selbstbestimmtheit. Death Cab beugen sich keinem Druck von außen – was unter anderem heißt, dass von der klanglichen Ausrichtung der Songs bis zu ihrer Reihenfolge auf dem Album alles von Gibbard und seinen Bandkollegen entschieden wird und nicht von der Plattenfirma. Das sollte ein beruhigender Gedanke sein für all jene, die vor einigen Jahren den Wechsel ihrer Independent-Helden zum Major Label mit Skepsis betrachtet haben. Death Cab for Cutie vermitteln immer mehr das Gefühl, dass sie genau das tun, was sie immer wollten – wohl auch deshalb wirkt das neue Album extrem selbstsicher, entspannt und ausgeglichen.

Das bestimmende musikalische Element auf Codes and Keys sind analoge Keyboard-Sounds, die dem Album einen angenehm warmen Klang verleihen, der vor allem deshalb so sympathisch ist, weil hier eben nicht alles in digitaler Perfektion erstrahlt. Die flimmernde Elektronik und das statische Knistern, die man von früheren Death Cab-Platten gewohnt ist, findet man allerdings stellenweise auch auf Codes and Keys, genauso wie den typischen Klang der Vocoder-verfremdeten Stimme von Sänger Ben Gibbard.

Wenn es ein zentrales Thema gibt auf dem Album, dann ist es die Suche nach einem Zuhause, einem Ort, an dem man einfach weiß, hier gehöre ich hin. „I was such a wretched man, searching everywhere for a homeland“ singt Gibbard zum Beispiel in Underneath the Sycamore. Und auch im Song You are a tourist geht es um Heimat und wie man sich selbst dazu in Bezug setzt – eine durchaus zwiespältige Angelegenheit. Was, wenn man sich im eigenen Leben plötzlich fremd vorkommt und sich fragt, wie bin ich hier gelandet? Will ich hier überhaupt noch sein? Gibbards Erkenntnis jedenfalls ist eindeutig:

If you feel just like a tourist in the city you were born in, it’s time to go…

Die 11 Songs auf Codes and Keys spiegeln im Grunde die gesamte Bandbreite des musikalischen Könnens von Death Cab wider und auch die diversen stilistischen Richtungswechsel, mit denen sie in den vergangenen Jahren experimentiert haben. Nachdem man sich auf dem Vorgänger „Narrow Stairs“  textlich und musikalisch ein bisschen in emotionaler Düsternis erging, klingen viele der neuen Songs trotz einer leisen Grundmelancholie vergleichsweise beschwingt. Stay Young, Go Dancing zum Beispiel ist eine Hymne an die Liebe und die schönen Dinge im Leben – und vielleicht einer der zuversichtlichsten Songs, die Death Cab For Cutie je geschrieben haben.

Bei einigen Songs fällt es schwer, die Texte nicht zumindest mit einem leisen Nebengedanken an das Privatleben von Ben Gibbard zu lesen. Es liegt verführerisch nahe, die Motivation für die zuversichtliche Grundstimmung des Albums darin zu suchen, dass Gibbard gerade frisch und glücklich verheiratet war, als das Material für Codes and Keys enstanden ist. In Songs wie Monday morning zum Beispiel meint man, einen kleinen aber direkten Einblick ins Gibbard‘sche Eheleben mit Schauspielerin Zooey Deschanel erhaschen zu können. Wie immer sind es auch hier ganz simple Dinge, die echte  Zufriedenheit bringen – eine Erkenntnis, die sich ganz leicht auch auf das Songwriting bei Death Cab übertragen lässt. Die überzeugendsten Stücke sind eben immer die schlichtesten: schöne melodische Popsongs, die sich direkt im Ohr festsetzen.

Death Cab for Cutie schaffen es mit dem neuen Album – mal wieder – sämtliche guten Kritikervorsätze mit einem Schlag zunichte zu machen: Kritische Distanz wahren geht einfach nicht bei dieser Platte, dafür sind die Songs eben doch verflixt eingängig und herzerwärmend schön. Codes and Keys ist einfach ein großartiges Stück Musik. Ende der Diskussion.

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