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Album der Woche: Devendra Banhart – What Will We Be

Wenn Frauen verlassen werden, kaufen sie sich entweder ein Haustier, gehen zum Friseur oder, um die Klischeeschublade vollends zum Bersten zu bringen, am besten beides. Diese These kann man durchaus auch auf Devendra Banhart projizieren.

Dieses Männlein mit Vollbart und dicken Eyeliner-Strichen wurde kurzerhand zum Genderphänomen der aktuellen Musikmaschinerie hoch geschrieben. Ob nun also Devendra Banharts weibliche Seite schuld ist oder die Trennung von Natalie Portman, ist nicht bekannt. Doch das Markenzeichen des eigenwilligen und etwas entrückten Musikers ist weg. Der Bart ist ab. Na ja, jedenfalls amtlich gekürzt.

Ansonsten liegen Banharts Veränderungen hauptsächlich in der Musik. Auf seinem sechsten Album What Will We Be wirkt der Vorzeigehippie der keiner sein möchte aufgeräumter denn je. Seine übersprudelnden Genresprünge passieren nun eher nacheinander anstatt gleichzeitig. Bestes Beispiel „Angelika“: Ein Song in klassischer 3:30 min Manier. Doch nach einer Minute kippt das hübsche Folkgezupfe um in brasilianische Barrhythmen um dann knapp vor Ende wieder in sein ursprüngliches Thema zurückzugleiten. In seiner unverwechselbaren Art zaubert Banhart auf What Will We Be unter anderem noch verhallte Balladen (Meet Me At Lookout Point ,Walilamdzi), 60ies Hard Rock (Rats) , Reggae-Grooves (Foolin’), Glam Poprock an dem auch T. Rex oder Gary Glitter Spaß gehabt hätten ( 16th & Valencia Roxy Music) oder verschleppten Jazzsound abwechselnd mit entrückten Folkklängen (Chin Chin & Muck Muck) . Wobei letzterer Song am ehesten an die frühen, extrem verquirlten Werke Banharts erinnert.

Einzigartig und eingängig macht What Will We Be Banharts Gespür für griffige Melodien und die Chuzpe, seine Songs genau dort kehrt machen zu lassen, wo sich der Hörer gerade eingegroovt hatte. Aber diese Kehrtwende wirkt dabei nie als elementarer zentraler Bestandteil, vielmehr ist sie nur ein Mittel zum Zweck. What Will We Be ist wie die Reise nach Jerusalem. Bei jeder neuen Runde befindet man sich musikalisch irgendwo ganz anders wieder. Die Essenz, also der letzte Stuhl der am Ende bleibt, ist die Leichtigkeit und Unbefangenheit mit der Devendra Banhart all das zusammenhält. Und so wie er mal wieder Luft an sein Gesicht gelassen hat, atmet seine Musik nun auch etwas mehr und hat Platz, den unverhofften Wendungen die Aufmerksamkeit zu geben die sie verdienen.

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