Album der Woche: Django Django – Django Django

Wer schon mal ein Demotape aus dem Proberaum gehört hat, weiß, wie wichtig ein guter Produzent ist. Große Musiker haben ihre Lieblingsproduzenten und um manche Studios ranken sich die unglaublichsten Mythen. Doch immer wieder gibt es Bands, die auf all das verzichten. Django Django nennen sich vier junge Briten, die mit ihrem gleichnamigen Album nun aus der Not eine Tugend gemacht haben.

Mithilfe der Technik ist heute vieles möglich. Hat man sich einmal die teure Samplebibliothek geleistet, muss man nur noch die Audioblöcke wie Bauklötzchen in der digitalen Umgebung übereinanderschichten. Der Beatfinder rückt alles an seinen richtigen Ort und Autotune macht aus jeder Stimme ein Gesangswunder.

Die vier Briten von Django Django liefern nun den Gegenentwurf zum Baumeistertum. Im Schlafzimmer des Bandleaders und Schlagzeugers David McLean haben Sie drei Jahre lang unter widrigsten Umständen an ihrem Debüt gefeilt.

Wir haben alles in Daves Wohnung aufgenommen. Wir hatten ja kaum Geld. Wir hatten ein oder zwei Mikros, kein Schlagzeug, nur eine Gitarre. Und wir mussten uns mit einem alten Computer rumschlagen, der immer wieder abstürzte. Jedes Mal verloren wir Material und mussten die Aufnahmen wiederholen. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten gearbeitet. Man hätte das auch in drei Wochen im Studio machen können, aber das hätte einen dicken Batzen Geld gekostet und wir hätten die Kontrolle über unsere Musik verloren.

Kennengelernt haben sich die Bandmitglieder von Django Django auf der Kunsthochschule in Schottland. Und von daher war ihnen die Do-It-Yourself Arbeitsweise bestens vertraut, wie Bassist Jimmy Dixon verrät.

Das Album in Daves Schlafzimmer aufzunehmen war für uns eine ganz natürliche Sache. Wie in einem Atelier zu sein und die Dinge um dich herum zu nutzen. Man braucht kein komplettes Schlagzeug, um einen Rhythmus zu trommeln. Das kann man auch auf einem Telefonbuch, einer Flasche oder einem Radio oder was auch immer da ist.

Es kommt also nicht auf die Mittel an, um krerativ zu sein. Ein paar Andenken dieses herrlichen Imperfektionismus finden sich dann auch auf der Platte. Im Song Hand Of Man zum Beispiel flimmert ein Handystörgeräusch durch das Gitarrenpicking.

So richtig einordnen lässt sich das selbstbetitelte Debüt von Django Django nicht. Mal klingt es mehr nach psychedelischen Folk, mal mehr nach Electronica und dann wieder nach Western & Surf Rock. Zuviel unterschiedliche Musik hat sie in den immerhin drei Jahren Entstehungsgeschichte begleitet. Das Album entstand nicht am Reißbrett. Es gab nicht die klassischen Phasen, in denen die Songs erst geschrieben, dann geprobt und schließlich aufgenommen wurden.

Wir hatten keinen Masterplan für das Album, sondern haben einen Song nach dem anderen fertig gemacht. Danach wollten wir immer etwas ganz anderes machen, als beim Lied davor. Es waren alles getrennte Songwelten, bis wir ungefähr neun oder zehn Titel zusammen hatten. Dann merkten wir, dass sie doch alle eine ähnliche Struktur haben.

Django Djangos Debüt ist ein Album voller Singles, die auf ihre Auskopplung warten. Und doch ist das Album in sich homogen. Stets wird der Gesang von Vincent Neff hymnisch vervielfacht. Nahezu jeder Song geht in die Beine und meist wird der Hörer ziemlich auf die Folter gespannt, bis es eigentlich wirklich losgeht.

Passend zum abgedrehten Sound sind natürlich auch die Visuals der Band. Im Video zu Wor zum Beispiel, grooven die Bandmitglieder als Ägypter verkleidet durch 3D-Animationen wie aus den frühen 90er Jahren. Die ehemaligen Studenten der Malerei und Visuellen Kommunikation geben diese Arbeit kaum aus den Händen.

Für uns sind diese Ästhetik und die Musik beide sehr wichtig. Es gibt viele Bands, die wir mögen, die eine starke Verbindung zwischen Visuals und Sound gepflegt haben. Wenn die beiden Bereiche miteinander verschmelzen, erhält man einfach mehr als man erwartet hätte.

Dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommen darf, machen Django Django immer wieder klar. Spielerisch und mit viel Neugierde kommt das Erstlingswerk daher. Und im Grunde lässt sich aus jeder Kreation der Band vernehmen, dass man Sachen einfach ausprobieren muss. Gute Ideen brauchen Freiraum und Zeit, aber keine teure Studiotechnik. Wie weit man es mit Do-It-Yourself bringen kann, zeigt der Zuspruch, den Django Django erhalten. Mit diesem frischen Sound sind sie schon jetzt ein heißer Anwärter auf den Titel „Newcomer des Jahres“.