Album der Woche: Eels – Wonderful, Glorious

„Wonderful, Glorious“ heißt das zehnte Album der Band Eels. So optimistische Töne ist man von Frontmann Mark Oliver Everett gar nicht gewöhnt. Entdeckt er mit fast 50 doch noch die positiven Seiten des Lebens?

Da ist er wieder, der knarzige Gesang des Mark Oliver Everett alias E. Wir sollen das Fenster öffnen und den Duft der Pfirsichblüten riechen, sagt er. Das ist in Deutschland im Februar wohl nur im botanischen Garten möglich. Davon abgesehen gibt er uns diesen freundlichen Hinweis in solch griesgrämiger Grummeligkeit, dass man sich eher ein bisschen angemault fühlt. Dazu ein scheppenders Schlagzeug und ordentlich Verzerrer auf der Bassgitarre. Mehr Fröhlichkeit geht eben nicht im Eels Universum. Aber happy-go-lucky Musik gibt es ja bereits zur Genüge.

Auf ihrem zehnten Album Wonderful, Glorious geht es im Vergleich zum Vorgänger recht rockig zur Sache. Aufgenommen haben die Eels es in Everetts neuem Studio in Kalifornien.

Wir können jetzt alle unsere Instrumente einstöpseln und live zusammen spielen und aufnehmen. In unserem Keller war dafür einfach nicht genug Platz, da konnten vielleicht drei Leute gleichzeitig spielen, aber nicht fünf.

Außerdem war Everett auch für Ideen offen, die sich seiner Meinung nach zunächst nach ziemlichem Blödsinn angehört haben.

Es gibt diesen Song „You’re my friend“ und irgendwann hat Knuckles, der Schlagzeuger gesagt, dass er gerne auf der kleinen Leiter spielen wollte. Und ich sagte: „Das hört sich nach einer furchtbaren Idee an!“ Er hat das dann gemacht und jetzt ist es natürlich eine meiner Lieblingsstellen in dem Song. Viel derartiges Zeug passierte. Man kann das in dem Stück hören: Klick, klack, klack!

Musik war für Mark Everett von jeher ein Vehikel, persönliche Probleme zu verarbeiten. Auf Electro-Shock Blues aus dem Jahr 1998 hat er sich mit dem Tod seiner Mutter und seiner Schwester auseinandergesetzt. Auf dem darauffolgenden Album Daisies Of The Galaxy ist er ein wenig hoffnungsvoller und singt davon, sein Leben wiederaufzubauen.

In den letzten Jahren ist es Everett offenbar recht gut gegangen, denn Wonderful, Glorious ist eine nach Eels Maßstäben optimistische Platte geworden. Ist die Stimmung im ersten Song Bombs Away noch eher wütend, wird sie mit jedem Stück besser. In Accident Prone besingt E das glückliche Zusammentreffen mit einer neuen Liebe. On The Ropes ist ein klassisches Kämpferstück mit Boxer-Metaphern: Nein, er wird sich nicht geschlagen geben, dieses Mal wird er gewinnen. Im Titelstück ganz am Ende der Albums wird Everett geradezu euphorisch, wenn er singt bzw. schreit:

My love is beautiful and it’s here for the taking/It’s strong and pure/And utterly earth-shaking/My love has brought me here to show you it’s true/A wretch like me can make it through.

Wenn sich selbst ein vom Schicksal gebeutelter Typ wie Mark Everett zu solchen Zeilen hinreissen lässt, kann ja alles nicht so schlimm sein. In diesem Sinne, öffnen Sie das Fenster und erfreuen Sie sich am Duft der Pfirischblüten, der Lilien und der Ringelblumen. Und hören Sie Wonderful, Glorious von den Eels.

Redaktion