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Album der Woche: Freelance Whales – Weathervanes

Das Glockenspiel fristet im Band-Kontext normalerweise ein eher beiläufiges Dasein. Es untermalt die restliche Instrumentierung und klimpert im Hintergrund ein bisschen vor sich hin. Dass es aber auch eine ganz wichtige Rolle übernehmen kann, zeigt die Band Freelance Whales auf ihrem Debütalbum „Weathervanes“. Alle 13 Lieder haben die New Yorker mit üppigem Glockenspieleinsatz verziert. Darüber hinaus hat das Album aber noch einiges mehr zu bieten.

Die Freelance Whales sind fünf junge Musiker die seit gut zwei Jahren gemeinsam Musik machen und Songs schreiben. Und das machen sie in New York. Bis auf Doris Cellar, die den Liedern Bass, Harmonium und Gesang beisteuert, ist allerdings keiner der Freelance Whales echter New Yorker. Eher unromantisch haben sie sich über ein stadtinternes Online-Netzwerk gesucht und gefunden. Was sie verbindet ist die Liebe zu einer Vielfalt von Instrumenten und musikalische Flexibilität. So spielt jedes der Bandmitglieder zwischen drei und fünf Instrumente.

Frontmann und Sänger der Band Judah Dadone beschreibt die Musik selber als strukturierte, vielschichtige Popmusik. Er hoffe, die Hörer mögen sich durch die Musik wieder mehr mit ihren Träumen beschäftigen – häufiger und klarer als vor der Begegnung mit den Freelance Whales. Tatsächlich klingt Weathervanes verträumt. Und irgendwie auch nach nostalgischer Sehnsucht ins ländliche Idyll. Was in erster Linie wiedersinnig erscheint, bedenkt man, dass die Songs in einer Metropole wie New York geschaffen und produziert wurden. Doch wer mal eine Weile in einer Großstadt gelebt hat, kennt den Moment in dem man sich aufs Land wünscht, um Ruhe und nichts als Natur zu finden. Diesen Moment scheinen die Freelance Whales auf Weathervanes zu vertonen. Daran ist natürlich das häufig eingesetzte Banjo nicht ganz unschuldig.

Die Freelance Whales wissen aber auch, warum sie die Stadt lieben und wie sie gemeinsam mit ihr leben können. Die Band hat sich schon fast zum Markenzeichen gemacht, dass sie gelegentlich einfach in der Stadt ihre Instrumente auspackt und spontan ihre Lieder spielt – mal auf der Straße, mal in einer U-Bahnstation. Damit überraschen sie die Passanten und bekommen Aufmerksamkeit von Hörern, die sonst vielleicht nie mit der Musik der Band in Kontakt gekommen wären. Schon längst hat sich die Fangemeinde der Band über die Stadtgrenze von New York ausgedehnt. Noch im letzten Jahr haben sie ihr Album selbst rausgebracht, mittlerweile sind sie beim renommierten Indielabel Frenchkiss unter Vertrag. Mit etwas Verspätung erscheint Weathervanes nun endlich auch bei uns in Deutschland.


Unkompliziert, eingängig und poppig kommt Weathervanes daher, auch wenn es vielschichtig instrumentiert ist und sich textlich meist jenseits der Eindeutigkeit bewegt. Die Musikpresse vergleicht den Gesang von Judah Dadone gerne mit dem von Death Cab For Cutie-Sänger Ben Gibbard. Auch Sufjan Stevens und Arcade Fire werden des Öfteren als Referenz zitiert. Man wirft ihnen vor überholt und pubertär zu klingen. Offenbar scheinen aber eine Menge Musikfreunde genau diese Art Musik zu mögen, denn die Freelance Whales haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft international aufzufallen. Wer also gerne detaillierte, griffige Popmelodien mit weniger griffigen Songtexten hört, wird an dem Album Gefallen finden. Wer noch dazu ein Faible für den Klang eines Glockenspiels hat, wird 13 Songs lang großen Spaß haben.

Weathervanes ist ein warmes und freundliches Album, das einem etwas niedlich, aber nicht schüchtern seine Freundschaft anbietet.

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