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Wollen Hoffnung verbreiten: Ibeyi. Foto: Amber Mahoney
Wollen Hoffnung verbreiten: Ibeyi. Foto: Amber Mahoney

Album der Woche: Ibeyi – Ash

Für eine bessere Welt

Mit ihrem Debütalbum wurden die Zwillingsschwestern Ibeyi als Newcomer-Sensation gefeiert. Ihre Mischung aus Hiphop, Jazz und Elektro ist von ihrer kubanischen und französischen Heimat inspiriert. Mit Musik haben sie den frühen Tod ihres Vaters verarbeitet, auf dem neuen Album „Ash“ wenden sie sich dem Leben zu.

„Ash“ ist der letzte Song auf dem Album, aber wir haben ihn als erstes aufgenommen. Er war ein Türöffner für die Energie, die wir mit den Songs rüberbringen wollen. Deshalb haben wir auch das Album „Ash“ genannt. Außerdem hat das Wort „Asche“ etwas Negatives, aber auch etwas Positives. Asche kann als Dünger dienen, und etwas Neues kann daraus wachsen. Für uns war es die passende Beschreibung für den aktuellen Zustand der Welt. Wir haben alle das Potential, etwas besser zu machen, aber im Moment brennen wir. Das ist beängstigend, aber gleichzeitig können wir etwas Neues erschaffen, eine bessere Welt.

…sagt Lisa-Kaindé Diaz während ihre Hände große Gesten in die Luft zeichnen und ihre vielen silbernen Armreifen klimpern. Auch wenn es sich ein wenig naiv anhört, man lässt sich gerne von Lisas Enthusiasmus anstecken. Den Song Ash haben sie und ihre Schwester Naomi während der US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr geschrieben. In einem Moment, der für viele einen Tiefpunkt darstellt, wollten Ibeyi einen hoffnungsvollen Ton anschlagen. Und dieses Thema zieht sich durch ihr gesamtes zweites Album, das sie ebenfalls Ash genannt haben.

Große Portion Energie

Lisa-Kaindé und Naomi Diaz sind in Paris und Havanna aufgewachsen. Ihr Vater war der bekannte kubanische Percussionist Miguel Diaz, der unter anderem mit dem Buena Vista Social Club gespielt hat. Als er 2006 starb, begann Lisa-Kaindé Songs zu schreiben und Naomi übernahm das Lieblingsinstrument ihres Vaters: das Cajón. Sie lernten die traditionellen Lieder des westafrikanischen Volks der Yoruba, die sie immer wieder in ihre eigenen Songs einfließen lassen. In denen kombinieren sie Jazz, Hiphop und Elektrosounds mit Texten auf Englisch, Yoruba und Spanisch. Der melancholischen Stimmung ihres ersten Albums setzen Ibeyi auf Ash eine große Portion Energie entgegen.

Auf dem ersten Album ging es um unsere Vergangenheit, unsere Geister und den Tod unseres Vaters und unserer Schwester. Das neue ist offener: Es geht um das Hier und Jetzt. Wir wollen damit unsere Sicht auf die Welt teilen, ohne zu predigen oder so zu tun, als hätten wir die Wahrheit gepachtet.

https://www.youtube.com/watch?v=yN8TUgkPnbU

Die Songs von Ibeyi strahlen Hoffnung, Positivität und Stärke aus. Waren die Stücke ihres ersten Albums zum Teil recht reduziert arrangiert, wirken die neuen sehr viel druckvoller: Schicht um Schicht bauen sich Percussions, Background-Gesang und schimmernde Synthies auf. Dazu erklingen versprenkelte Samples und elektronische Spielereien – und sogar die in Verruf geratene Software Autotune kommt zum Einsatz.

Viele Leute mögen Autotune nicht, aber es ist nur ein Effekt, so wie ein Verzerrer für die Gitarre. Man kann damit bestimmte Wörter hervorheben und mit Klängen spielen. Auf unserem ersten Album haben wir Autotune nicht benutzt, weil wir den Leuten zeigen wollten, dass wir wirklich singen können. Aber es hat uns großen Spaß gemacht, bei den neuen Songs damit zu experimentieren.

Keine Angst vor Autotune

So ganz geht ihr Vorhaben leider nicht auf. Der typische Autotune-Träller klingt in ihren erdigen Songs eher unnatürlich und man wünscht sich, sie hätten darauf verzichtet. Ergänzt wird das Album durch Gastbeiträge, zum Beispiel von Neo-Klassik-Star Chilly Gonzalez und Cross-Over-Jazzer Kamasi Washington. Letzterer spielt in dem Song Deathless mit, einem Song, der Lisa persönlich sehr viel bedeutet.

Als ich 16 war, hatte ich eine unangenehme Begegnung mit einem rassistischen Polizisten. Darum ging es ursprünglich in dem Song. Aber während des Schreibens hat sich „Deathless“ verwandelt, es ist zu einer Hymne für jedermann geworden. Man kann sich damit hoffnungsvoll und stark fühlen. Außerdem haben wir uns vorgestellt, wie wir bei unseren Konzerten mit dem Publikum zusammen die Zeile „We are deathless“ singen. Das hat uns sehr gefallen.

Mit Ash machen Ibeyi einen großen Schritt nach vorn. Ihr Songwriting ist erwachsener und selbstbewusster geworden, der Sound ist poppiger, bleibt mit rituellen Gesängen und erdigen Rhythmen aber immer noch unverkennbar ihr eigener. Sie widmen sich jetzt aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen wie der Situation von Frauen, Ungerechtigkeit und Rassismus. Das tun sie auf ihre ganz eigene, sympathisch-positive Art und Weise. Man möchte ihnen glauben, dass mit Hilfe von Musik die Welt zu einem besseren Ort werden kann.

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