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Album der Woche: Jack White – Blunderbuss

Jack White hat mit Mitte 30 schon rund ein Dutzend Studio-Alben rausgebracht. So präsent, wie der Mann ist, wundert man sich fast, dass es noch kein Solo-Album von ihm gibt – bis jetzt. Denn gerade ist „Blunderbuss“ erschienen. Die erste Platte, wo nur Jack White draufsteht und nur Musik von Jack White drin ist.

Album der Woche: Jack White – Blunderbuss 05:57

Jack White ist ein spontaner Mensch. Vor einiger Zeit saß er im Studio seines Labels Third Man Records und wartete auf den Rapper RZA, für den er einen Song produzieren wollte. Mit ihm warteten ein paar Session-Musiker, die er extra für die Produktion bestellt hatte. Doch RZA sagte kurzfristig ab, White und seine zusammengewürfelte Band hatten also nichts mehr zu tun. Statt die Jungs nach Hause zu schicken, griff Jack White kurzerhand selbst zum Mikrofon.

Ich dachte mir: „Dann nehme ich halt einen meiner Songs mit denen auf.“ Aus einem Song wurden an dem Tag drei. Und ein paar Wchen später haben wir noch einen Song aufgenommen und plötzlich waren wir mitten in einem größeren Projekt, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, in welchem.

Nach den White Stripes, The Raconteurs und The Dead Weather hat Jack White diesmal also keine neue Band gegründet. Jetzt hatte er allein das Sagen im Studio. Die Songs von Blunderbuss hätten auch auf einem Dead-Weather-Album landen können. Aber die übrigen Bandmitglieder waren nunmal gerade nicht da. Andererseits: Auch aus künstlerischer Sicht war jetzt ein Soloalbum fällig.

In den letzten drei Jahren habe ich 140 Platten produziert und es waren wahnsinnig viele Leute in meinem Studio. Ich habe dadurch viel Erfahrung gesammelt und weiß jetzt genau, welches Instrumentes man wie aufnimmt. Jetzt fällt es mir leicht, zu sagen: „Dieser Song braucht noch eine Pedal Steel Gitarre.“ Dieses Szenario hat die Produktion massiv beeinflusst. Noch vor drei oder fünf Jahren hätte ich solche Songs nicht schreiben oder produzieren können.

Auch wenn auf Blunderbuss Ukulele, Streicher, Holzbläser, viel Klavier, etwas Orgel und ein paar romantische Steel-Guitars zu hören sind – Jack White ist nicht zum verkopften Musik-Tüftler geworden. Er komponiert seine Songs nicht bis ins kleinste Detail durch, bevor er ins Studio geht – er verlässt sich weiterhin auf seinen Instinkt.

Ich engagiere Session-Musiker und sage ihnen: „Ab 12 Uhr spielen wir los.“ Ich komme also da hin und die warten darauf, dass ich ihnen sage, was sie tun sollen. Ich habe aber keinen Song parat und muss mir auf der Stelle etwas ausdenken. Das ist ziemlich gefährlich. Ich könnte ja wie ein Idiot dastehen. Aber es reizt mich, an etwas zu arbeiten, das ich auf andere Weise nie zustande bringen würde.

Die Kraft der Spontanität will Jack White auch bewahren, wenn er auf Tour geht. Deshalb nimmt er gleich zwei Bands mit: eine rein weibliche und eine rein männliche. Mit wem er am Abend auftritt, entscheidet er jeweils erst beim Frühstück.

Bands mutieren auf der Bühne oft zu Marionetten, die ihre Songs exakt so spielen, wie sie auf dem Album klingen. Sie drücken sich nicht aus, da ist keine Interaktion. Wenn wir auf die Bühne gehen, versuchen wir etwas neues abzubilden, Dinge umzustrukturieren. Wir haben keine Setlist. Das Publikum fühlt es, dass das nicht geprobt ist. So kommt viel mehr Energie rüber.

Wer krachende Gitarren und Garagensound mag, kommt mit Blunderbuss genauso auf seine Kosten wie Freunde von bluesigen Balladen, Honky-Tonk-Klavier und schepperndem Rock im Schunkel-Rhythmus. Jack White bleibt sich treu und erweitert zugleich ordentlich sein Spektrum. „Blunderbuss“ heißt auf Deutsch übrigens „Donnerbüchse“. Jack White lässt quasi eine musikalische Salve los – und jeder Schuss ist ein Treffer.


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