Album der Woche: James Yuill – Movement In A Storm

James Yuill ist Singer/Songwriter, Techniknerd und Workaholic in einem. Und er macht das beste daraus: Nach der Veröffentlichung seines Debütalbums und mehr als 100 Konzerten im letzten Jahr präsentiert der Brite mit „Movement in a Storm“ nun seinen zweiten Longplayer.

James Yuill ist nicht nur ein Nerd, er sieht auch aus wie einer: dicke Hornbrille, blasses Gesicht, die schlaksige Gestalt in einer braunen Cordhose verpackt. Schon als 10-Jähriger begann er Songs zu schreiben, lernte Gitarre spielen und eiferte seinem Vorbild Kurt Cobain nach. Als Student in Cambridge entdeckte er die beschaulich-bewegenden Lamenti des sensiblen Folkmusikers Nick Drake für sich. Yuill strebte damals eine Karriere als forensischer Akustiker an und studierte Kriminaltechnik – er fand jedoch keinen Job und entschied sich, es mit der Musik zu versuchen.

Sein erstes in Eigenregie veröffentlichtes Album namens „Vanilla Disc“ klang noch sehr nach Radiohead und den Beatles. Nachdem es 2008 endlich mit einem Plattenvertrag beim Label Moshi Moshi klappte, erschien im letzten Jahr das Album Turning Down Water For Air. Darauf verbindet der Engländer mühelos Elektropop mit Singer/Songwritertum und zeigt, dass diese beiden Genres trotz ihrer Gegensätze in Sound und Attitüde perfekt harmonieren können. Auch auf seinem zweiten Longplayer Movement In A Storm bleibt er diesem Genre-Mix treu:

Im Grunde ist meine Musik nichts anderes als eine Kombination aus akustischen und elektronischen Elementen. Ich bin weder ein traditioneller Folk- noch ein typischer Elektro-Musiker, sondern eine Mischung aus beidem.

Auch in Sachen Produktion setzt James Yuill auf Altbewährtes:

Ich habe dasselbe Mikrofon, dieselbe Gitarre und dasselbe Equipment benutzt. Der einzige Unterschied war, dass ich dieses Mal ein Studio mieten musste um das Album zu mixen. Ich hatte auf meinem Laptop keine freien Tonspuren mehr und wollte aber alles gleichzeitig anhören. Deshalb brauchte ich eine größere Anlage. Es ist gut sich mit dem Mixen ein bisschen Zeit zu lassen, dann hört man auch welche Songs gut und welche Mist sind.

Glücklicherweise hat sich Yuill keine Ausrutscher geleistet: Spielerisch meistert er den Spagat zwischen nüchternen Elektrobeats und heimeliger Akustikgitarre. Die erste Single On Your Own, sowie das vorab erschienene Stück Give You Away kombinieren einen Four-to-the-floor-Beat mit melancholischen Texten, First In Line ist ein erbaulicher, tanzflächentauglicher Housetrack und das reduzierte, träumerische Wild Goose At Night eignet sich fast schon als Gute-Nacht-Lied.


Nachdem James Yuill in nur sechs Monaten sein neues Album geschrieben und aufgenommen hat, stehen nun wieder zahlreiche Auftritte an und für die Live-Umsetzung seiner Songs lässt er sich immer wieder etwas neues einfallen.

Die Songs des letzten Albums hatte ich schon etwa ein Jahr lang live gespielt, bevor die Platte veröffentlicht wurde. Ich war ihrer nicht direkt überdrüssig, aber ich habe zum Beispiel „No Surprises“ geremixt und den Sound etwas verändert, weil ich es so oft gespielt habe. Ich verändere die Musik, sodass es für mich und das Publikum interessant bleibt.

Eine Rampensau ist James Yuill vermutlich nicht gerade, aber wem der Anblick eines auf seinen Laptop starrenden Computergeeks auf der Bühne zu langweilig ist, der kann ja immernoch tanzen.

Redaktion