Album der Woche: Kendrick Lamar – untitled unmastered.

Ohne Titel

Mit „To Pimp A Butterfly“ hat Kendrick Lamar 2015 ein hochgelobtes Album veröffentlicht. Knapp ein Jahr später legt er nach und hat mit „untitled unmastered“ überraschend ein Minialbum mit acht (fast) neuen Stücken rausgebracht.

Manchmal mahlen die Mühlen in den Rechtsabteilungen der Musikverlage nicht schnell genug für gefeierte, junge Hiphop-Künstler. So geschehen im Fall von Kendrick Lamar. Für einige seiner Stücke konnten die Rechte an den Samples nicht rechtzeitig geklärt werden. Das hat dazu geführt, dass selbige Stücke nicht auf seinem mega-erfolgreichen Album To Pimp A Butterfly gelandet sind. Das hat aber auch sein Gutes, denn so können wir uns jetzt über das Minialbum Untitled Unmastered freuen.

Biblische Metaphern und Missbrauch

Was auf den ersten Blick wie ein kleiner Appetit-Happen für zwischendurch wirkt, ist beim genaueren Hinhören aber dann doch nicht ganz so leicht verdaulich. Wir reden hier schließlich immer noch von Kendrick Lamar, der bekanntlich nicht nur Bling Bling und Frauenhinterteile thematisiert. Nach einer kurzen Barry-White-mäßigen Einleitung im ersten Track geht es dann auch gleich gepfeffert los: biblische Metaphern, Missbrauch in der katholischen Kirche und Gedanken zu Rassismus werden dem Hörer um die Ohren geschleudert.

Wie auch To Pimp A Butterfly enthält Untitled Unmastered unzählige musikalische Ideen und Ausflüge in Jazz, Bossa Nova, G-Funk, Soul, Blues und mehr. Der fünfjährige Sohn von Alicia Keys hat die Beats für einen der Tracks gebastelt. Außerdem gibt es einen Lo-Fi-Part am Ende des siebten Stücks, in dem Lamar zu einer simplen Basslinie einige Minuten vor sich hin improvisiert. Denn bei Kendrick Lamar ist alles erlaubt, solange man den Überblick nicht verliert.

Unvollkommen aber großartig

Eine Sache müssen wir dann aber doch kritisieren: Die Stücke haben – wie der Albumtitel schon verrät – keine Namen. Dafür gibt’s ein paar kryptische Daten. Da halten wir uns dann doch lieber an die Songnummern. In seiner Unvollkommenheit gibt Untitled Unmastered einen kleinen Einblick in den kreativen Prozess von Kendrick Lamar. Das Album klingt absichtlich unfertig, hat dafür aber mehr als genug großartige Musik zu bieten.

Redaktion