Album der Woche: Kristofer Åström – When Her Eyes Turn Blue

Manchmal bleiben bei der Produktion eines Albums ein paar Songs übrig, die es aus Platz- oder Qualitätsgründen nicht in die Endauswahl schaffen. Damit die Aufnahmen nicht umsonst waren, gibt es verschiedene Optionen, die Stücke doch noch zu veröffentlichen. Lange Zeit beliebt war die B-Seite, die in der MP3-Generation stark aus der Mode geraten ist. Kristofer Aström hat gleich eine ganze EP mit sechs Stücken nachgeschoben.

Und hier kann man sich darauf festlegen, dass es wohl Platzgründe waren, aus denen es diese Songs nicht auf das Album geschafft haben, qualitativ stehen sie dem Aström-Standard in nichts nach. Allesamt stammen sie aus den Aufnahmesessions des im April erschienen Albums Sinkadus, vier davon sind bisher unveröffentlicht und versammeln sich nun exklusiv auf der When Her Eyes Turn Blue EP – ein Muss für alle Fans des schwedischen Songwriters.

Aström fabriziert auf knapp 22 Minuten diesen staubigen und kühl-nordischen Folkrock, für den man ihn so schätzt. Mag der Mann in Göteborg leben, er könnte sich genauso gut als Texaner ausgeben, der in abgebrühter Springsteen-Manier verlässlich gute Americana-Nummern abliefert. So wird in False Alarm ordentlich gerockt, als wolle man an Zeiten anknüpfen, in denen Aström mit seiner alten Band Fireside den Verzerrer nur selten ausschaltete. Überhaupt scheint es, als bewege sich der Blondschopf seit Sinkadus von seinem Elliott Smith-Duktus weg, hin zu einem kompletten und volleren Band-Sound. Das Titelstück ist ein wunderbares Duett mit der schwedischen Künstlerin Britta Persson, No Government eine Uptempo-Nummer und zugleich Coverversion einer schwedischen Punkband namens T.S.T.


When Her Eyes Turn Blue mag nicht mehr als ein Zwischenwerk Aströms sein, jedoch zeugt es von der enormen Schaffenskraft eines schwedischen Musikers, der seine Songperlen in irgendeiner Form veröffentlichen muss. Zum Glück gibt es dafür das Format der EP.

Redaktion