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Album der Woche | Kummer – Kiox

Der traurige Clown

Felix Kummer kennt man als Frontmann der Band Kraftklub. Er hat in den letzten paar Jahren einige Songs gesammelt, die nicht so richtig in das Rocksoundgewand seiner Band passen, es ist nämlich Hip-Hop mit deutschen Texten. Unter dem Titel „Kiox“ gibt es jetzt das erste Rap-Album von Kummer.

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Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10


Strobolichtgewitter, ein teures Auto und Waffen in einer kahlen Industriehalle und mittendrin Felix Kummer. Im Video zu Nicht die Musik verdreifacht der 30-Jährige innerhalb von zwei Minuten seine Muskelmasse am Oberkörper. Die dünnen Arme schwellen an, die Brust wirkt wie aufgepumpt. Ein nicht gerade subtiler Seitenhieb auf den Selbstoptimierungs- und Bosstransformationswahn der Gesellschaft im Allgemeinen und der Rapper im Speziellen. Dazu sagt er: „ich mach Rap wieder weich, ich mach Rap wieder traurig.“ Echte Alphatypen haben an dieser Stelle Kummers erstes Soloalbum Kiox schon längst wieder ausgemacht. Alle anderen spitzen die Ohren: Das klingt interessant!

Rap ist für Kummer nichts neues: Schon vor Kraftklub war er Teil des Projekts Bernd Bass & Linus der Profi, wirkte als Feature-Künstler in Stücken von unter anderem Trettmann und Zugezogen Maskulin.

Texte zu persönlich

In den zwölf Songs reflektiert Felix Kummer seine eigene Geschichte und die Probleme in seiner Heimatstadt Chemnitz. Die Stücke sind in den letzten drei Jahren entstanden und waren ihm für seine Band zu persönlich, zum Teil waren die Texte auch einfach zu lang. In 9010 beschreibt er die Gewalt, die er selbst als Jugendlicher erlebt hat. Viele, die in den 90er Jahren oder wie Kummer in den frühen Nullerjahren im Osten aufgewachsen sind, werden sich auf die ein oder andere Weise darin wiederfinden können. Hier überwiegt schnell Traurigkeit statt Rachegefühl.

https://www.youtube.com/watch?v=MmA551qiMT8

In Wieviel Ist Dein Outfit Wert rechnet er mit realitätsfernen Markenklamotten-Posern und ihren irrationalen Shopping-Exzessen ab. Immer wieder werden Kurzinterviews eingespielt, in denen junge Leute erzählen, dass ihre Jogginghose 600 Euro oder die Louis Vuitton Boots 1500 Euro gekostet haben. Bei Kummer klingt das so: „In einer Welt, in der du alles hättest werden können, hast du dich entschieden, ein verkacktes Arschloch zusein“. Andere Stücke sind weniger politisch, reflektieren seine eigenen Schwächen wie in Bei Dir und 26 – ein trauriger Clown, der süchtig nach Applaus ist und immer die Geburtstage der wichtigen Menschen vergisst.

Pop-up-Store in Chemnitz

Dazu erklingen mal kratzige 80s-Bässe, mal NDW-Keyboards, trappige Beats und atmosphärisches Synthiegewaber. Eine sehr zeitgenössische Verpackung für seine zeitgemäßen und gar nicht mal unwitzigen Texte. Erholsam ist diese Platte gerade nicht, dafür sind seine Themen zu aktuell und Kummers Stimmlage zu anstrengend. Eskapismus kann man ihm in jedem Fall nicht vorwerfen, er nutzt seine Plattform.

Einen persönlichenen Traum hat sich Felix Kummer im Zuge der Albumveröffentlichung auch noch erfüllt: er baute gemeinsam mit einigen Freunden ein leerstehendes Ladenlokal in einen provisorischen Verkaufsraum um. Der Plattenladen „Kiox Tonträger“ hat einmal seinem Vater gehört, Kummer hat ihn für drei Tage wiedereröffnet. Allerdings wird nur eine einzige Platte verkauft: Sein neues Album.

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