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Album der Woche: Laura Gibson – La Grande

Freiheit und Musikmachen gehören in einem Land wie den USA seit jeher zusammen. Allein die Weite des Landes hat unzählige Musiker zum Songschreiben inspiriert. Dass Freiheit auch heute noch für Musiker Antrieb sein kann, stellt die junge Amerikanerin Laura Gibson unter Beweis. „La Grande“ heißt ihr neuestes Album, dass der gleichnamigen amerikanischen Kleinstadt in Oregon ein Denkmal setzt.

Nicht immer gelingt es Musikern, in Worte zu fassen, was sie inspiriert. Bei Laura Gibson scheint das hingegen schon fast zu eindeutig zu sein. Wenn man die Entstehung ihrer neuen Platte in drei Worten zusammenfassen müsste, wären das Oregon, Freiheit und Intimität. Die junge Musikerin aus dem Beaver-State im Nordwesten der USA hat ihre Kindheit auf dem Land verbracht. Ihre Heimatverbundenheit ist so stark, dass für sie schon der Weg in die große Stadt Portland kein leichter war:

Ich bin in eine Stadt gezogen, die sehr progressiv und in vieler Weise anders war, als die Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Gleichzeitig fühle ich mich immer noch sehr verbunden mit dem ländlichen Oregon und kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen. Ich träume schon davon, eine Zeit in Berlin oder einer anderen Stadt zu verbringen. Aber ich kann mir kaum vorstellen, am Ende nicht doch irgendwo in Oregon zu landen.

In Oregon hat Laura Gibson die Zutaten gefunden, die ihre Musik ausmachen. Weit ab vom hektischen und durchmedialisierten Großstadtleben hat sie an ihren neuen Songs gefeilt. Ein zum Mini-Studio umgebauter Wohnwagen wurde ihr Refugium, in dem sie intime Momente festhalten konnte.

Es gibt Momente, da ist die Musik allein schon sehr intim. Aber in anderen Momenten kommt die Intimität eher von meinem Gefühl persönlicher Freiheit. Indem ich tue, was ich möchte, mich frei fühle und den Hörer daran teilhaben lasse.


Laura Gibson zufolge bestechen die Songs durch zweierlei Formen der Intimität. Diese entsteht zum einen auf rein musikalische Art: Zum Beispiel durch ihre zerbrechliche Stimme, die einen fast physisch berührt. Oder durch die traditionelle Instrumentierung und die zurückhaltenden Arrangements, die das Gefühl gemütlicher Lagerfeuerabende in einem aufsteigen lassen. Auf der anderen Seite ist es aber vor allem die persönliche Freiheit von Laura Gibson, die eine andere Form der Intimität mit dem Hörer schafft.

Als Künstler hat man die Tendenz, sich selbst zu beschränken, aufgrund von solchen Gedanken wie: ‚Oh, das würde sicher Spaß machen, aber ich mache solche Sachen ja normalerweise nicht.‘ Bei dieser Platte bin ich mit dem Vorsatz rangegangen, dass ich mich nicht von meinen eigenen Konventionen limitieren lasse, sondern dass ich einfach tue, was ich möchte.

Der eigene Stil kann also genauso gut zur musikalischen Zwangsjacke werden. Laura Gibson hat sich deshalb mit La Grande vorgenommen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten. So hat sie das erprobte Singer-Songwriter-Korsett etwas lockerer geschnürt und einen Abriss amerikanischer Musiktradition auf Platte gebannt. Verschiedene Einflüsse wie Gospel, Wiegenlieder, Blues oder Country machen aus La Grande kein gewöhnliches Folkalbum. Mit dem neuen Selbstverständnis haben es auch für Laura Gibsons Verhältnisse schmissige Up-Tempo-Nummern, wie der Titelsong La Grande auf das Album geschafft.

Ich habe eine Vorliebe für andere Arten von Musik und interessiere mich dafür, warum Menschen diese Musik machen. Und ich liebe gutes Songwriting und Sprache, weshalb ich selbst sehr viel Wert auf meine Texte lege.

Auch wenn man es auf dem neuen Album besonders merkt, Laura Gibson interessiert sich schon lange für andere Musikarten. Neben der musikalischen Stilsicherheit, zeichnen sich die Songs durch ihre Sprachgewalt aus. Häufig findet sie originelle poetische Bilder für die Gefühle, die uns alle umtreiben. Skin Warming Skin oder Milk-heavy, Pollen-eyed sind Beispiele ihrer Songwriter-Qualität. Die rührenden Balladen drehen sich oftmals um verworrene Beziehungen aus widerstrebenden Gefühlen, Bedürfnissen und Verpflichtungen. Die Freiheit, die sich Laura Gibson für ihre musikalischen Einflüsse nimmt, fehlt auf der anderen Seite den Protagonisten ihrer Songs.

La Grande ist ein Album voller Rührung, dass mit der Nostalgie spielt, ohne jemals in den Retrokitsch abzugleiten. Die Verbundenheit zu Oregon und Laura Gibsons offene Einstellung zum amerikanischen Musikerbe machen ihre Songs so einfühlsam. Der Name der amerikanischen Kleinstadt La Grande fasst all das zusammen, was als Gefühl einer unentdeckten Region auf dem Album verklanglicht wurde. Solange das ländliche Oregon solche Schätze hervorbringt, sollte es unbedingt unentdeckt bleiben.

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