„Varium et mutabile semper femina“ bedeutet: „Eine Frau ist ein stets launenhaftes und wandelbares Wesen.“ Das ist eine Zeile aus dem Epos Die Aeneis des lateinischen Dichters Vergil, der vor etwa 2.000 Jahren gelebt hat. Eine verkürzte Version dieser Zeile, nämlich Semper Femina, hat sich Laura Marling vor einiger Zeit auf ihr Bein tätowieren lassen. Und so heißt auch ihr neues Album, auf dem sie sich mit Weiblichkeit und der Beziehung von Frauen untereinander beschäftigt.
Laura Marlin „maskulin“ in Los Angeles
Geschrieben hat Laura Marling die Songs als sie mit ihrem letzten Album Short Movie auf Tour war. Zu der Zeit hat sie in Los Angeles gelebt und war dort viel wandern und klettern. Rückblickend hat Marling das als „maskuline Zeit“ in ihrem Leben bezeichnet. Diese Phase habe ihr erlaubt, sich selbst und Frauen generell von außen zu betrachten.
https://www.youtube.com/watch?v=MapSUlQ4RYE
Aufgenommen hat sie die neuen Songs zusammen mit dem Produzenten Blake Mills in Los Angeles. Die E-Gitarre und der Spoken-Word-Charakter des Vorgängers Short Movie sind einem wärmeren, sanfteren Sound gewichen. Ihr klarer, immer etwas teilnahmslos wirkender Gesang wird mal von Streichern umsäuselt, mal nur von einer gezupften Gitarre begleitet.
Liebe, Ängste, Freundschaften
Marlings Betrachtungen über Weiblichkeit sind weitläufig, sie besingt Liebe, Ängste, Frust ebenso wie gescheiterte Freundschaften. Zur gleichen Zeit hat sie in der Podcast-Serie Reversal of the Muse Weiblichkeit im kreativen Bereich untersucht. Dafür hat Marling Frauen aus der Musikindustrie interviewt, etwa berühmte Sängerinnen wie Dolly Parton und Emmylou Harris oder diverse Toningenieurinnen und Besitzerinnen von Gitarrenläden.
Auf Semper Femina untersucht Laura Marling intelligent und scharfsinnig, was es bedeutet, heutzutage eine Frau zu sein. Wem der theoretische Überbau des Albums einen Tick zu psychoanalytisch ist, der kann sich auch allein an den Songs erfreuen. Die sind nämlich auch einfach so wirklich schön.