Album der Woche: Little Dragon – Ritual Union

Ihre berühmten Fürsprecher von Damon Albarn bis Outkast werden nicht müde, Little Dragon aus Göteburg über den grünen Klee zu loben. Aber was ist an dieser Band eigentlich so toll? Das neue Album „Ritual Union“ enthält einige Antworten.

Es ist ein gutes Jahr für Little Dragon. Schon seit 1996 machen die vier Freunde zusammen Musik, haben sich aber viel, viel Zeit gelassen, um ihren eigenen Stil zu entwickeln. Erst 2007 erschien ihre erste Single Twice und im gleichen Jahr das Debütalbum Little Dragon. 2009 folgte Machine Dreams und seitdem ist die Band unermüdlich entweder auf Tour oder im Studio, um eigene und fremde Songs aufzunehmen. Sie haben dabei in der Vergangenheit immer knapp unterhalb der Wahrnehmungsgrenze des Mainstream operiert – das wird sich mit ihrem dritten Longplayer Ritual Union nun endlich ändern.


Little Dragons Musik bewegt sich spielend leicht im Zentrum des Zeitgeistes: von R&B beeinflusster, verträumter Elektropop, dazu Naganos sehnsüchtige kleine-Mädchen-Stimme. Ob 80er-Jahre-Popfreund oder House-orientierter Clubgänger – auf Ritual Union ist für jeden etwas dabei. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Sound noch sparsamer geworden. Es gibt kein überflüssiges Gefrickel, die Produktion ist klar und auf dem Punkt. Die vier Musiker setzen dabei nach wie vor konsequent auf DIY: Vom ersten Demofragment bis zum fertigen Album haben sie alles selbst gemacht.

Der Titeltrack Ritual Union ist ein minimalistischer Popsong, bei dem Nagano zu einem präzise vor sich hin groovendem Bass die Institution Ehe in Frage stellt. Noch reduzierter ist der Track Little Man, der aus einem zappeligem Drumcomputerbeat und Synthesizern besteht. Precious erinnert an Prince und wartet gegen Ende mit einem housigen Keyboard, Percussions, Cowbells und jeder Menge Plingplong auf. Bei Nightlight hat man unweigerlich helle, über den Bildschirm huschende Pixel alter Atari-Computerspiele vor Augen. Und Shuffle A Dream ist 80er-Jahre-Pop im Gewand von 2011: ein hüpfender Beat und eine Keyboard-Hookline direkt aus der Kraftwerkzeugkiste.

Little Dragons Musik klingt trotz monotonen Computerbeats warm und nach Handwerk. Besonders live kommt die perfekte Symbiose aus elektronischen und organischen Sounds zur Geltung. Yukimi Naganos Gesang ist dabei das Markenzeichen und der rote Faden in den doch sehr experimentellen Tracks. Egal ob Minimalfunk, Elektrosoul oder Pop: Ihre flehende, betörende Stimme gibt den vertrackten Rhythmen und Synthesizer-Arrangements Seele.

Es gibt keinen offensichtlichen Hit auf Ritual Union, die Songs sind unaufdringlich, bleiben aber trotzdem im Ohr und entwickeln beim wiederholten Hören eine Sogkraft, der man sich nur schwer entziehen kann. Sie funktioneren wie auch die Band in ihrem ganz eigenen Tempo. Es gibt keine lauten, aufmerksamkeitsheischenden Statements, es gibt nur die Hingabe an ihre Musik und ihr exzellentes Gespür für subtil-schmissige Songs. Und die werden 2011, wenn alles richtig läuft, in allen Hipsterzentren von Brooklyn bis Kreuzberg zu hören sein. Ja, es ist ein gutes Jahr für Little Dragon.

Redaktion