Play

Album der Woche: Maximum Balloon – Maximum Balloon

Dave Sitek kann man wohl getrost als einen der „hardest working men“ der New Yorker Indieszene bezeichnen. Wenn er nicht gerade mit seiner Band TV On The Radio Platten aufnimmt oder Konzerte spielt, ist er ein gefragter Produzent für beispielsweise die Yeah Yeah Yeahs, die Liars oder Scarlett Johansson. Das alles hat ihm allerdings noch nicht gereicht. Unter dem Namen Maximum Balloon veröffentlicht er nun sein erstes eigenes Album.

Im Grunde lässt es Dave Sitek gerne ruhig angehen. Er mag es mit Freunden rumzuhängen, zu kochen oder Motorrad zu fahren und wenn er gerade Lust dazu hat, nimmt er mal einen Song auf. In den letzten zehn Jahren sah sein Leben jedoch völlig anders aus: Dave arbeitete 18 Stunden am Tag im Tonstudio, trank viel Espresso und war ziemlich gestresst. Schließlich wurde ihm das alles zu viel und er kehrte Brooklyn den Rücken zu. Sein Traum von New York war ausgeträumt.

In der Stadt gibt es überall Polizisten. Außerdem hat das Geld all die Sachen verdrängt, die ich an der Stadt mochte. Es gibt wohl immer noch Teile von New York, die nicht so sind. Ich wollte aber nicht noch mal eine viertel Million Dollar investieren, um ein Studio in einer Gegend zu bauen, in der es irgendwann dreißig Thai-Restaurants und ein Geschäft für Kinderwagen gibt. Genau das ist nämlich in Williamsburg und allen Vierteln, die ich kenne, passiert. Irgendwann kommt jemand vorbei, schaut sich die Grundstücke an, findet heraus, wie billig es da ist und sagt: „Hier sollten wir hin ziehen.“ Dann haben die eine Familie und sagen: „Dreh deine Musik leiser!“

Vorbei waren sie, die Zeiten der Lagerhallen-Partys, bei denen fünf bis zehn Bands pro Nacht spielten. Dave Sitek packte also seine Sachen und zog nach Los Angeles.


Das sonnige Wetter Kaliforniens hat sich hörbar in Maximum Balloon niedergeschlagen. Außerdem konnte Sitek, der sonst bei TV On The Radio Gitarre spielt oder Bands wie die Liars produziert, hier endlich seine Leidenschaft für elektronische Musik und 80s Dancepop ausleben. Das Ergebnis sind zehn leichtfüßige Tracks, ausgestattet mit jeder Menge Synthie-Sound. Discofunk-Gitarren, Elektroschlagzeug und Bläser komplettieren das Soundkleid.

Die meisten Stücke entstanden während Dave etwas für andere Bands produzierte. Diese Songs passten dann nicht zu der jeweiligen Platte, an der er gerade arbeitete, also hob er sie auf und entschloss sich, sie selbst zu veröffentlichen. Für die Gesangsparts lud sich der Musiker seine Lieblingssänger ein: alte Freunde wie Theophilus London, David Byrne oder Karen O von den Yeah Yeah Yeahs.

Wenn du beauftragt wirst, Musik für jemand anderes zu machen, dann willst du seine Stimme da drin haben. Für mich war das nicht zu gut, es war einfach zu sehr in meine Richtung. Ich habe dann gedacht: „Das muss einer meiner Freunde machen, weil wenn ich das jemanden gebe, den ich nicht kenne, dann werde ich von einem dieser fünfzehn großartigen Sänger, die ich kenne, hören: „Hey, warum hast du mich nicht angerufen und gesagt, dass du diesen Song gemacht hast?“

Für Dave Sitek ist Maximum Ballon auch ein Ausflug in seine Kindheit: Albumtitel und Cover sind aus dem Film Le Ballon Rouge entnommen, den Dave einst im Französisch-Unterricht in der High School sah. Eigentlich hat ihm das Erwachsensein nie so richtig Spaß gemacht, der Umzug nach LA hatte auch in dieser Hinsicht positive Auswirkungen:

Ich habe das Erwachsensein so lange vor mir hergeschoben wie es ging. Ich bin dann eher aus Versehen dieser alte, brummige Scheißtyp geworden. Das geschah aber nur, weil ich in New York immer ziemlich unter Druck stand. Also hab ich dem ein Ende gesetzt. Als ich den Ehrgeiz abgelegt hatte, habe ich erkannt: Ich habe bei weitem meine Ziele übertroffen. Der Druck ist verschwunden. Jetzt kann ich wirklich wieder kreativ sein.

Liveauftritte oder gar eine Tour mit Maximum Balloon sind nicht geplant und wären wohl ohnehin nur schwer umzusetzen. Dave kann also wieder in aller Ruhe die Sonne Kaliforniens genießen, den Grill anschmeißen und vielleicht mal ’ne Runde auf dem Motorrad drehen. Wir anderen tanzen derweil zu Maximum Balloon.

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen