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Album der Woche: Metric – Synthetica

Die kanadische Band um Sängerin Emily Haines verabschiedet sich mit ihrem fünften Album „Synthetica“ vollends vom leisen Indie-Sound der frühen Alben, um sich nun ganz und gar breitbeinig in fetter Glam-Rock-Attitüde zu geben. In den USA füllen Metric bereits seit mehreren Jahren große Hallen – in Deutschland dagegen hat die Band noch immer Geheimtipp-Status.

Album der Woche: Metric – Synthetica 06:04

Um Metric kam man in den letzten Jahren eigentlich nicht mehr herum. Während sich die kanadische Band Mitte der 2000er in den USA eine treue Fangemeinde erspielte, durfte man sich in Deutschland als Fan schon freuen, wenn überhaupt jemand von der Band um die charismatische Frontfrau Emily Haines gehört hat. Seit ihrem letzten Album Fantasies und Liedern auf den Soundtracks von Twilight, Zombieland oder zuletzt Cosmopolis dürften Metric endlich auch einem größeren deutschen Publikum bekannt sein.

Der zunehmende Erfolg von Metric ist nicht zuletzt auf den sich stetig verändernden Sound der Band zurückzuführen. Diesen haben sie seit ihrem ersten Album Grow Up And Blow Away kontinuierlich weiterentwickelt – weg von süßen, leisen Indie-Klängen, hin zu großen Rockgesten. Dabei stehen auf dem neuen Album aber nicht nur laute Gitarren im Vordergrund, sondern besonders ein ganz spezielles Instrument, wie Gitarrist James Shaw erklärt:

Als wir das Studio für die Aufnahmen zum neuen Album einrichteten, gab es da dieses Ding, das wir „Synth-World“ nannten. Zwischendurch haben wir immer mal den Aufnahmeknopf gedrückt und spontan kleine Synthesizer Jams gespielt. Als wir dann vor den Aufnahmen noch einmal ernsthaft die Ideen für das Album sortierten, gab es da dieses immer wiederkehrende musikalische Thema. Eine spezielle Melodie, die zugleich auch ein übergreifendes klangliches Gefühl vermittelte. Am Ende wurde daraus der Song „Synthetica“.

Besonders die erste Single Youth Without Youth und das titelgebende Stück Synthetica gehen breitbeinig nach vorn mit stampfendem Beat, schweren Gitarren und Synthesizer-Einlagen, wie man sie zuletzt in den 70ern hörte. Passend dazu singt Emily Haines „I’m just as fucked up as they say“. Das nimmt man ihr auf jeden Fall ab, denn wer schon einmal in den Genuss kam Metric live zu sehen, der weiß, welche Energien diese zierliche Person entwickeln kann.

Auf dem Album stechen aber noch ganz andere Lieder hervor: Auf The Void oder Dreams So Real probieren sich Metric an harten, elektronisch-verzerrten Klängen. Auch das hat seinen Grund, wie Shaw sagt:

Es ist heute schwer zu beurteilen was ‚real’ und was ‚fake’, echt und unecht ist. Und es wird immer schwieriger, zwischen diesen Kategorien zu trennen. Und genau das herauszustellen, darum ging es uns auf dem Album. Dafür haben wir sozusagen Klang-Metaphern verwendet. Wir haben also versucht, einen Sound herzustellen, bei dem nicht klar zu sagen ist, was von ‚echten’ Instrumenten gespielt wurde und was nur aus der Konserve kam.

Obwohl die Texte unter dem klanglichen Bombast zuweilen verloren gehen, sind sie nicht weniger wichtig. Einfach nur ein paar nette Lieder schreiben, das ist der Band zu wenig, wie Emily Haines sagt.

Als Texter bist du so etwas wie ein ‚Blitzableiter’. Man saugt vieles auf, was um einen herum geschieht und reagiert darauf. Aber den Weg in unsere Texte finden viele Erfahrungen oft erst, wenn sie uns zeitgemäß erscheinen. Insofern ist dieses Album nicht mehr und nicht weniger politisch als unsere anderen Platten. Wir schreiben immer über unsere individuellen Erfahrungen und über das, was unsere Freunde bzw. unsere Generation beschäftigt. Das schließt immer auch größere gesellschaftliche und politische Zusammenhänge mit ein.

„I got nothing but time so the future is mine“, singt Emily Haines. Ein simpler Satz, aber umso ermutigender. Diese Textzeile befindet sich passenderweise auf einem der besten Lieder des Albums. Mit seinen dunklen Synthesizer-Klängen und dem fast verspielten Elektro klingt Nothing But Time wie ein neuer Morgen nach der schlimmsten Nacht des Lebens. Genauso grandios ist das wie aus dem Metric-Universum gefallene The Wanderlust, in dem Emily Haines zusammen mit Lou Reed singt. Hier wird das Potential von Metric erkennbar, die mit ihrem jetzigen Sound noch lange nicht an ihre musikalischen Grenzen gestoßen sind. Denn bisher haben Metric, was die verschiedenen Genres betrifft, noch nie enttäuscht. Auch diesmal nicht.


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