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Metronomy ändern einfach ihren Sound und schaffen so ein ganz selbständiges Meisterwerk. (Foto: Gregoire Alexandre)

Album der Woche: Metronomy – Love Letters

Kein Liebesbrief in Schönschrift

Metronomy wurden für ihr letztes Album hoch gelobt und sogar für den Mercury-Preis nominiert. Nach so einem Erfolg fühlen sich die meisten Künstler ziemlich unter Druck gesetzt: Schafft man es daran anzuknüpfen oder war das der Zenit?

Rhythmusmaschine anschalten, eine Gitarre mit Lagerfeuerakkorden, ein durchgängiger Bass und jemand, der ziemlich verhalten singt, als wäre das noch die Probe vor einem Konzert – es kann so einfach sein! Auf dem neuen Album Love Letters von Metronomy ist alles sehr simpel gehalten. Keine aufwändige Instrumentierung, kaum Accessoires – alles echt und unverfälscht. Ein Album, das nicht glattgebügelt wurde, sondern das so klingt, als wäre man bei den Proben dabei und darf sogar mal den Beat einschalten.

Metronomy zeigen sich nostalgisch. Sie kramen alte Synthesizer raus und setzen sich sogar an den analogen Schneidetisch. Sie brauchen kein aufwändig produziertes Schlagzeug, ein minimalistischer Drumcomputer reicht, der sich metronomartig durch den ganzen Song bewegt. So kreieren sie Sounds, die einem durchaus schon bekannt vorkommen. Vielleicht fühlt man sich deswegen mit dem Album so wohl. Mal klingen sie wie Michael Jackson, dann wie Phil Collins. Plötzlich sind es The Doors und dann doch eher ABBA.

Altbewährte Aufnahmemethoden treffen auf moderne Elektronik

Das Cover von Love Letters erinnert mit seinen knautschigen rosa Wolken und der Flowerpower-Schrift an die Hippiezeit. Ein sehr passendes Vorhängeschild, das schon andeutet, was einen auf dem Album erwartet. Love Letters ist eine Art musikalisches Mixtape alter Sounds. Jeder Song glänzt mit seinem eigenen Charakter. Metronomy haben spürbar Spaß dabei mit bekannten Klängen zu experimentieren und so neue Songs zu erschaffen. Das Album klingt dabei aber nicht retro. Es treffen altbewährte Aufnahmemethoden auf moderne Elektronik. Metronomy gehen spielerisch mit ihrer Musik um, probieren einfach aus. Man weiß nie was als nächstes kommt und das macht es so spannend.

Auch mit wenigen Mitteln können sie ihr Album liebevoll gestalten. Love Letters klingt mit seinem Lo-Fi-Sound charmant unbeholfen. Die Instrumente sind manchmal herrlich verstimmt, der Backgroundchor trällert „Shoop-doop-doo-wah“ und Frontmann Joseph Mount singt sich manchmal mit ein und dem selben Text minutenlang ins Nirvana. Metronomy binden dazu gekonnt Instrumente ein, die man auf ihrem Album vorerst nicht erwartet. Sie greifen auf Nintendo-Sounds zurück, lassen ein 20er-Jahre-Saxophon warme gehauchte Töne spielen oder erschaffen mit einer Keyboardorgel ein fugenähnliches Glanzstück.

Kein Liebesbrief in Schönschrift

Auch wenn Metronomys neues Album nicht so klingt, wie das vorherige, sind sie sich doch irgendwie treu geblieben. Sie machen immer noch Elektro-Pop, nur jetzt auf die klassische Weise produziert: Nicht am Computer, sondern analog und organisch. Love Letters ist kein Liebesbrief in Schönschrift auf einparfümiertem Briefpapier, sondern eher wie ein krakeliges „Ja, Nein, Vielleicht“ auf einem abgerissenen Schulblatt. Etwas unbeholfen, aber trotzdem kreuzt man schmunzelnd „Ja“ an.

http://vimeo.com/86404451

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